Irgendwann kommt immer die Zeit, Aufwiedersehen zu sagen, und für Danzig war das am Mittag des 17. August 2016 der Fall. Wir hatten schon vorab im Skandic ausgecheckt und holten unseren kleinen Mietwagen aus dem nebenliegenden Parkhaus. Es kam schon ziemlich Wehmut auf, diese schöne Stadt verlassen zu müssen.
Wir hatten zwar eine Woche dort verbracht, aber bei weitem noch nicht alles gesehen, was die Dreistadt zu bieten gehabt hätte. Grund genug, einmal wiederzukehren, jedenfalls hoffte ich das, als wir im Wagen die Stadt verließen. Denn für eine Stadt dieser Größe ist Danzig wirklich bildhübsch.
Was folgte an diesem Tag war die bis dahin längste Autofahrt auf unserer Polenreise – von Danzig nach Stettin, quer durch Westpreußen. Neben uns zogen viele Straßen und Baustellen vorbei, unglaublich große Felder, in denen zu meiner großen Befriedigung kaum Silomais angebaut wurde, ganz anders als im Klettgau, wo nur solche Monokulturen stehen. Zunächst fuhren wir über Lemberg wieder durch die Kaschubei, dann nach Köslin, und während wir so nach Westen fuhren, verlor die Landschaft langsam auch ihren urtümlichen Reiz und wurde immer „deutschländischer“, trister und grauer. (Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich graue, kantige Gebäude nicht ausstehen kann?)
Zwischendurch machten wir in einer Autobahnhaltestelle irgendwo in der polnischen Provinz halt und verzehrten Fastfood zusammen mit polnischen Lastkraftwagenfahrern. Dann ging es weiter unbarmherzig nach Westen. Ich versuchte, leider nicht sehr erfolgreich, die Zeit etwas kurzweiliger zu gestalten, indem ich die Computerstimme aus der Marienburg vom Vortag nachäffte. Viel gab es allerdings in unserem Reiseführer nicht über die Städte zu berichten, wahrscheinlich, weil sie mit Ostpolen nicht ganz mithalten können.
Köslin selbst ist nun wirklich gar keine Schönheit, eine Industriestadt, die von Straßen durchschnitten wird, und da wir eine ganz neue Umgehungsstraße nutzen konnten, umfuhren wir sie auch einfach.
Gegen 17 Uhr hatten wir Stettin schon fast erreicht, waren bloß sechs Minuten vor dem Ziel, als wir eine Wagenpanne erlitten. Wir mussten urplötzlich einem chaotischen Raser auf der Autobahn ausweichen, was uns den rechten Vorderreifen kostete und den letzten Rest guter Stimmung an diesem Tag. Leider erwies es sich mit der komplizierten polnischen Beschreibung im Handbuch als so gut wie unmöglich, den Reifen selbst auszutauschen, zu unserer Genugtuung hatte aber auch der polnische Servicedienst so einige Mühe damit, bei der Beschreibung im Handbuch durchzublicken. Schließlich gab er das Unterfangen auf, den Ersatzreifen wieder fachgerecht zu montieren und wir kamen mit 2 Stunden Verspätung bei unserem Appartment in Stettin an. Die Vermieterin hatte so lange auf uns warten müssen und war sehr froh, dass wir es doch noch geschafft hatten und sie endlich Feierabend machen konnte. Uns war das Ganze sehr peinlich und wir hofften, dass uns die Sache mit dem Reifen nicht gar zu teuer kommen würde.
Dann fing es auch noch an, unbändig zu regnen, was auch am Folgetag erst mal so blieb, was letztlich dazu führte, dass wir Stettin in keiner so guten Erinnerung behalten haben. Stattdessen trauerten wir dem verlorenen Danzig nach…