Mit dem Fernbus zurück in die Heimat

Wir hatten – durchaus absichtlich – auf unserer Polenreise alle möglichen modernen Verkehrsmittel benutzt (außer dem Fahrrad). Für die Rückreise am Sonntag, den 21. August 2016 war nun der Fernbus das Mittel unserer Wahl – von Berlin über München nach Konstanz war eine weite, weite Strecke – die Fahrt würde insgesamt elfeinhalb Stunden dauern.

Klein-Rosa wartet im Flixbus auf die Abfahrt in Berlin (Foto: Martin Dühning)
Klein-Rosa wartet im Flixbus auf die Abfahrt in Berlin (Foto: Martin Dühning)

Theoretisch kann man ja demnächst auch ein passendes Computerspiel benutzen, um die Reise mit dem Fernbus interaktiv nachzuspielen – als Busfahrer, inklusive virtueller Fahrstrecken von Berlin nach München & Co. Viel passiert für die Passagiere auch nicht auf einer Fernbusreise, allerdings hat sie durchaus ihren eigenen Flair, weshalb es ja auch einen entsprechenden Fankult darum gibt. Bemerkenswert fand ich, wie hochwertig Fernbusse inzwischen ausgerüstet sind – inklusive eigenem, recht schnellen WLAN, was ich zuhause in Oberlauchringen, wo es in meinem Dorfteil immer noch nicht mal vernünftiges DSL gibt, gleich wieder furchtbar vermissen würde. Bloß, was fängt man sonst noch 11 Stunden in einem Bus an?

Irgendwo auf der Autobahn zwischen Berlin und München (Foto: Martin Dühning)
Irgendwo auf der Autobahn zwischen Berlin und München (Foto: Martin Dühning)

Nun, man blickt aus dem Fenster, und sieht wie sieben Bundesländer auf dem Weg an einem vorüberziehen, trauert ein wenig schon dem Urlaub nach, der nun rum ist, und hat nochmal ein wenig Zeit, Revue passieren zu lassen, was alles unvergesslich war, aber auch, was man beim nächsten Mal vielleicht anders machen würde. So verging die Zeit, bis wir in einem ansonsten relativen unbekannten Ort mit Namen Maria Himmelkron Halt machten, einige besuchten das örtliche „Nobel-Burgerrestaurant“, wie der Berliner Busfahrer spottete, bevor er uns verließ, und einige verpassten in der Burgerking-Warteschlange offenbar den Bus, der gnadenlos weiterfuhr und die übrigen offenbar einfach in der einsamen Provinzhaltestelle zurückließ. Da wurde mir klar, dass auch Fernbusse so ihre Tücken haben könnten, und ich war froh, dass wir den Bus nicht verpasst hatten.

Zwischenstopp in München bei schwerem Regenwetter (Foto: Martin Dühning)
Zwischenstopp in München bei schwerem Regenwetter (Foto: Martin Dühning)
Abend in Friedrichshafen (Foto: Martin Dühning)
Abend in Friedrichshafen (Foto: Martin Dühning)

Der nächste Halt war erst am frühen Abend in München, wo ich, aus lauter Aufregung fast sogar in den falschen Bus umgestiegen bin – glücklicherweise fiel mir doch noch auf, dass er inwendig seltsam anders aussah. Die Reise hatte mich sichtlich langsam müde gemacht. Als wir dann in Meersburg ankamen, verpassten wir ganz knapp einen superromantischen Sonnenuntergang am See, doch die Überfahrt mit der Fähre weckte dennoch melancholische Gefühle. Das war nun die Reise gewesen – war es das dann auch mit dem Sommer?

Sonnenuntergang kurz vor Meersburg (Foto: Martin Dühning)
Sonnenuntergang kurz vor Meersburg (Foto: Martin Dühning)
Wehmütiger Blick von der Autofähre auf Konstanz in der Dämmerung (Foto: Martin Dühning)
Wehmütiger Blick von der Autofähre auf Konstanz in der Dämmerung (Foto: Martin Dühning)
Der Konstanzer Hafen naht (Foto: Martin Dühning)
Der Konstanzer Hafen naht (Foto: Martin Dühning)

Wir hatten so viel erlebt! Wir hatten fast 4000 km zu Lande, zu Wasser und in der Luft überquert und hatten 19 GB an Fotos mit nachhause gebracht – und das in nur 12 Tagen! Kein Wunder, dass wir nun ziemlich erschöpft waren!

Konstanz, Döbeleplatz, Ende der Reise (Foto: Martin Dühning)
Konstanz, Döbeleplatz, Ende der Reise (Foto: Martin Dühning)

Spät in der Nacht kamen wir in Lauchringen an, nahmen flüchtig Abschied, und die Provinz hatte mich wieder. Viel war in Lauchringen zum Glück auch nicht passiert: In meiner Abwesenheit war in Lauchringen ein weiterer hässlich grauer Hochhausklotz hochgezogen worden, alle meine Gladiolen im Garten waren in Abwesenheit verblüht, dafür waren in Sonnenblumen in ungeahnte Höhen geschossen und ein glücklicher Bruder berichtete mir, dass irgendwann im nächsten Jahr vielleicht Glasfaser in unserem Ortsteil verlegt würde, womit die endlos lange, qualvolle Zeit der Internetwüste vielleicht mal ein Ende hätte. Vielleicht, wenn sich genug Interessenten fänden…

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.