Gerhard Behnke ist einer, der die Phoenix der 90er Jahre kannte wie kein anderer. Ja man kann ihn durchaus als Mitstreiter bezeichnen. Denn er war lange Jahre Phoenix-Betreuer, bis 2014 war er auch der Chefredakteur des KGT-Jahrbuches. Was er als Kenner der Materie zur Phoenix im Speziellen und zu Schülerzeitungen im Allgemeinen zu sagen hat, hatte er für die Jubiläumsausgabe Nr. 50 als Grußwort aufgeschrieben. Es ist heute gesellschaftspolitisch vielleicht aktueller den je.
Zum 50. Mal eine Ausgabe der Schülerzeitung PHOENIX am KGT und 25 Jahre Schülerzeitung – das ist ein Grund zum Feiern! Die vorliegende Ausgabe belegt damit ein großes Maß an beeindruckender Kontinuität, die im Zeitalter von IT, visuellen Medien und weiteren schnelllebigen Kommunikationswegen immer schwerer zu bewahren ist.
Zwei Aspekte sind es, die die Arbeit der Macher dieser Ausgabe so wertvoll machen. Da ist zum Ersten der schwere Stand, den die Printmedien seit geraumer Zeit gegenüber anderen Medien haben: Bunte, in schneller Folge mit allerlei Schnickschnack verzierte TV-Bildchen, Handy-Dauerberieselung-Klingeltöne-Klingklang und Multi-Mega-DSL-Bitraten-Hysterie haben nicht nur bei jungen Menschen dazu geführt, dass Information heute zum Entertainment – neudeutsch: Infotainment – verkommen ist. Auf jeden stürzt zudem eine Flut von Information ein, die ein einzelner nicht mehr überblicken, geschweige denn verarbeiten kann. Wen wundert es, dass die bequeme Trägheit zur neuen Tugend wird: Per Knopfdruck wird Information verfügbar gemacht. Die Quantität hat die Frage nach der Qualität völlig in den Hintergrund gedrängt. Und: PR und Werbung beginnen zunehmend, die Grenzen zum unabhängigen und freien Journalismus zu verwischen. Man muss sich ein großes Stück Idealismus bewahrt haben, wenn man sich – wie in dieser Schülerzeitung auch – an die Wurzeln des Journalimus erinnert und „klassische“ Grundlagenarbeit praktiziert. Die gute Recherche, der in kritischer Distanz formulierte Artikel, der meinungsbildende Kommentar sind solides journalistisches Handwerk, das die Leserschaft einer Schülerzeitung besonders schätzen sollte.
Die Kontinuität ist der zweite Aspekt, der Erwähnung verdient. Das Wesen einer Schülerzeitung ist die beständige Fluktuation bei den Redakteuren und Mitarbeitern: Spätestens mit dem Abitur verlassen sie die Schule und somit die Redaktion. Häufig setzt das entsprechende Interesse an einer reglmäßigen Mitarbeit spät ein, so dass die „produktive Phase“ der Mitarbeit kurz sein kann. Der Name der Schülerzeitung verrät, dass es in der Geschichte der PHOENIX häufig Phasen des vermeintlichen Stillstands gegeben hat, der dann in den vergangenen 25 Jahren wieder Phasen großer Kreativität gefolgt sind, wie ich es eine Zeit lang als betreuende Lehrkraft beobachten konnte.
Die Arbeit einer Schülerzeitung ist besonders wertvoll, schult sie doch in der konkreten Praxis Meinungsfreiheit, Demokratieverständnis und Kritikfähigkeit. Diese Prinzipien zu erlernen wird für junge Menschen gerade aus den oben genannten Gründen immer wichtiger. Wer kennt nicht die Klage darüber, dass die „Jugend von heute“ in reiner Konsumentenhaltung verfällt und sich immer weniger kritisch mit aktuellen Entwicklungen beschäftigt und sie hinterfragt?
So gilt an dieser Stelle allen Redakteuren und Mitarbeitern der 50 PHOENIX-Ausgaben ein großer Dank dafür, sich aktiv als kritischer Beobachter des Schullebens engagiert zu haben. Es bleibt der Wunsch und der Appell an die künftigen „Macher“, nicht darin nachzulassen, weiter kritisch das Geschehen innerhalb und außerhalb der Schule intensiv zu beobachten und pointiert dazu Stellung zu nehmen. Viel Erfolg bei Eurer journalistischen Arbeit!
GERHARD BEHNKE
Zuerst veröffentlicht in Schülerzeitung Phoenix Nr. 50 (2008), S. 40