Der rote Hahn brennt alles nieder…

Am 28. Januar beginnt in China das Jahr des Feuer-Hahns. (Grafik: Martin Dühning)
Am 28. Januar beginnt in China das Jahr des Feuer-Hahns. (Grafik: Martin Dühning)

2016 war für mich schon kein besonders erfreuliches Jahr, 2017 setzt die Abwärtstendenz vermutlich auch nur fort. Es ist einfach nicht die richtige Zeit!

Nun naht, am 28. Januar 2017, das chinesische Neujahr, und der Feuer-Affe geht in den Feuer-Hahn über. Feuer ist das Element der Veränderung, auch gewaltsamer und der Affe ist ein recht spöttisch-neckischer, allerdings auch blöd-dreister Geselle. Während 2016 tatsächlich das Jahr war, indem weltweit äffische Mächte Feuer an so manches Gemeinschaftskonstrukt legten, wird es wohl auch 2017 mit dem Branden weitergehen. Feuer bleibt das Element, nun ist der Hahn dran, ein recht stolzer, aber auch oberflächlicher Charakter, immerhin aber einer, der genau beobachtet, prüft und wahr und falsch unterscheiden will. Vielleicht ist 2017 das Jahr, indem der blanke Realismus gegenüber bloßen Fake News zurückschlägt, doch es ist eben die Stunde der Realisten und keine Zeit für schöne Träume.

Ich gebe offen zu, ich bin ein Fantast und Träumer, jemand, der gerne schöne Dinge erschafft, damit rein zufällig ein idealer Vertreter des Tierkreiszeichens Holz-Hase, und ich bin es gern. Ich liebe Kunst, Musik und philosophische Reverien, das realistische Taktieren ist mir durchaus möglich, doch finde ich es einfach bloß banal. Ein Leben, das nur auf Logik und Fakten basiert, oder Prestige und Machtspielchen, das erscheint mir nicht sinnerfüllt. Für mich muss es schon etwas mehr Sinn sein.

Nun ist aber wohl offensichtlich nicht die Zeit für höhere Weihen. Es sind dreiste Zeiten, bizarre Zeiten, humorlose Zeiten. Spielen und Träumen gilt als Zeitverschwendung. Jedes arglose Wort ist tödlich. Jede Farbe wird abgeschlagen, jede Zierde im Leben ist verpöhnt. Ansehen ist alles. Der Chinese würde sagen: Der Hahn steht im astrologischen Kreis dem Hasen gegenüber und wenn der Hahn den Hasen auch nicht vernichtet, macht er doch gänzlich seine Wirkung zunichte: Realismus zerstört Hoffnung und Träume. Technokratische Pragmatik negiert Transzendenzbezüge. Das Feuer brennt das Holz nieder, es kann nicht wachsen, was gesät wird. Das mag man als reine Symbolspielerei ansehen, doch bleibt ein Fakt: Die letzten fünf Jahre wurde alles, was ich die letzten 20 Jahre aufgebaut habe, stückweise zerschlagen und jede persönliche Hoffnung zerstört. Jeder häsische Winkelzug konnte nur hinauszögern, was nun kulminiert: 2017 wird diesem Trend treu bleiben, denn die letzten öffentlichen Denkmale, die es von mir noch gab, werden im Zeichen des Feuer-Hahns durch fachpraktischere Konstrukte ersetzt werden, sei es im öffentlichen Internet oder an diversen analogen Fassaden. Und auch im persönlichen Bereich, so muss ich offen sagen, sehe ich derzeit wenig Hoffnung, dass irgendeine Kreation Zukunft besitzt, schon ist die Axt auch hier angelegt. Man kann das jetzt nun mit kosmischen Schicksal begründen, Fügungen oder unglücklichen Zufallsreihen: Es ist einfach nicht die richtige Zeit für mich, sinnvoll zu wirken.

So bleibt zu hoffen, diese banalen und witzlosen Zeiten immerhin zu überstehen, bis es mal wieder besser wird und fruchtbarer. 60 Jahre dauert ein Zyklus in der chinesischen Kalenderrechnung, bis der zwölfhäusige Tierkreis fünfmal durchlaufen ist. In den Symbolschemen der Astrologie folgt auf Feuer-Hahn 2018 der Erd-Hund, der wenigstens kein entgegengesetztes Zeichen mehr ist. Und irgendwann kommt auch mal wieder im realen Leben eine Zeit, in der Träume gelebte Wirklichkeiten sein dürfen, Sehnsüchte nicht zerrissen werden, irgendwann, anders als heute.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.