Zu Besuch bei der Vizekönigin

Vizekönigin Luisa Amiratu in ihrem Büro in Schloss Milony Island (Foto: Rosa Dudelspru)
Vizekönigin Luisa Amiratu in ihrem Büro in Schloss Milony Island (Foto: Rosa Dudelspru)

Wir schreiben das Jahr 506 a. C. Seit unserem letzten Interview mit Vizekönigin Luisa Amiratu sind nun zwei Jahre vergangen. Wir haben sie auf ihrem Schloss in Milony Island besucht und nach einem Resümé der letzten Jahre befragt.

Anastratin.de: Frau Amiratu, was haben Sie die letzten zwei Jahre so gemacht? Man raunt so einiges.

Luisa Amiratu: Ich versuche nur, Ninda wieder richtig schön zu machen.

Anastratin.de: Wie erfolgreich waren Sie dabei?

Luisa Amiratu: Ich muss sagen, so ganz zufrieden bin ich nicht und meine Achtung für meinen Vorgänger Vizekönig Valens wächst jeden Tag. Gerade diese vielen Plantagen haben sich als sehr widerspenstig herausgestellt. Wir haben Unmassen von Saatgut ausgebracht, aber mindestens zwei Drittel unserer Anpflanzungen gingen zugrunde. Mal waren es Schnecken, mal diese furchtbare Dürre und unnatürliche Hitze, die nun schon viele Monate anhält. Das einzige, was so richtig schön wächst, ist Unkraut. Es scheint manchmal wirklich wie verhext.

Anastratin.de: Dabei wollten Sie es doch besser machen als Ihr glückloser Vorgänger.

Luisa Amiratu: Wir haben es zumindest anders gemacht. Wir haben eigentlich sehr resistente Pflanzen vorgesehen, keine Spezialitäten. Von unserem neuen Stützpunkt Nova Valentia haben wir viel bessere Einsatzmöglichkeiten als vom zerfallenen Araruna aus. Wir haben Leute ständig vor Ort, landwirtschaftliche Fachleute, keine Zwangsrekrutierten als Gelegenheitsgärtner, wie damals. Das sieht man den Plantagen auch an. Und einiges gedeiht ja durchaus schon: Süßkraut, Zimtkraut, Verbenen, Rosmarin, Lein und bald auch viel Gemüse. Insofern waren wir auch durchaus erfolgreich, nur die Infrastruktur stimmt noch nicht ganz – teilweise müssen meine Leute sich durch den Busch schlagen, um zu den Feldern zu kommen.

Anastratin.de: Was haben Sie da vor? Neue Straßen bauen?

Luisa Amiratu: Genau, Sie sagen es, wir brauchen eine neue große Straße im Innland. Die alte westländische Heerstraße liegt einfach zu weit ab und ist ein riesen Umweg. Außerdem haben wir durch diese furchtbare Dürre ein riesiges Bewässerungsproblem, da brauchen wir eventuell neue Kanäle.

Anastratin.de: Ist das nicht sehr kostenintensiv, soviel bauen zu lassen?

Luisa Amiratu: Ja natürlich würde das Unsummen kosten, deshalb haben wir es ja auch noch nicht gebraut. Wir haben nur so geplant für alle Fälle, falls diese schreckliche Dürre weiter anhält. Wir hoffen natürlich, dass das Wetter bald mal besser wird, bevor die Sommerjahre rum sind. Zumal wir ja wohl leider auch kein Obst haben werden wegen dieser fürchterlichen Fröste Ende April.

Anastratin.de: Also haben Sie die vergangenen Jahre mit Planspielen verbracht?

Luisa Amiratu: Nun werden Sie aber frech. Natürlich nicht! Aber meine Leute hatten erst mal viel damit zu tun, Nova Valentia fertigzubauen, was mein Vorgänger ja nur angefangen hatte. Die Felder sind nun fertig und bepflanzt, die Stadt Nova Valentia fertig gebaut, inzwischen stehen auch sonst vier neue Bastionen in den Kronlanden – und besonders stolz sind wir über unsere Waldpflanzaktionen – wir haben 100 Meilen lange Riesensonnenblumenwälder gepflanzt und ganze Wüsten renaturiert. Wir sind da sehr gespannt und hoffen, dass das mit dem Wasser klappt.

Anastratin.de: Wie wollen Sie das Wasser denn in die Wüste bringen ohne Kanäle?

Luisa Amiratu: Meine Geologen haben große Höhlensysteme unterhalb von Nova Valentia und in den Graslanden gefunden, die wir als Zisternen nutzen könnten – vorausgesetzt, es regnet mal. Und in Kürze starten wir mit dem Bau von drei großen Wasserschöpfwindmühlen, die nicht nur sehr praktisch, sondern auch ökologisch und bildhübsch sein werden. Freilich wird das dann allerdings etwas kosten…

Anastratin.de: Wie sieht es denn mit der Staatskasse aus inzwischen? Zwischenzeitlich haben Sie ja mehrere neue Städte gegründet: Nea Amiratu City, Nova Valentia, Saint Luisa, Juneau, Nebo Town, Reno – und im Distrikt Papyrien noch eine zweite Postkutschenlinie eröffnet, die Alexandretta mit Saint Luisa und Reno an der Grenze zu Hajoida verbindet. Geht Südninda nicht langsam das Geld aus?

Luisa Amiratu: Geld ist kein Problem in Südninda, solange wir keine Devisen verbrauchen. Meine Vorgänger haben ja Berge von Gold und Edelsteinen in ihren Schatzkammern gehortet. Pferde, Kutschen und Straßen bekommen wir eigentlich kostenneutral über die Nationalgarde, die von der ganzen Sache ja letztlich auch profitiert. Nur die Werkzeuge und größeres Gerät, was wir eigentlich auch für die ganzen Plantagen brauchen, das kostet – und zwar intergalaktische Credits. Die haben wir nun mal leider nur begrenzt. Und die Devisenknappheit der Konföderation kriegen wir da natürlich auch zu spüren. Außerdem mussten wir in Ventadorn mit unserer Staatskasse einspringen, um einen Kollaps der Metropole zu verhindern. Das Geld haben wir bislang noch nicht zurück bekommen.

Anastratin.de: Bei der Staatskrise in Ventadorn wurden Sie ja vorübergehend faktischer Staatschef auch des zweiten großen nitramischen Staates auf Ninda. Schon jetzt gehen Sie als eine der mächtigsten Vizeköniginnen in die Geschichte Nitramiens ein. Wird Ihnen das nicht manchmal zuviel?

Luisa Amiratu: Ich delegiere eigentlich alle Aufgaben an möglichst begabte Helfer – bei Ventadorn war das beispielsweise Alexander Czerdano als kommissarischer Präsident, dem ich sehr dankbar bin. In Sündninda habe ich meine Staatssekretäre und Minister und dann natürlich auch die Distriktgouverneure. Das ist gut für meine Gesundheit und begrenzt dann auch meine Macht. Das ist vielleicht auch nicht schlecht. Ich gebe zu, Machtpositionen besitzen schon so ein gewisses Missbrauchspotential, zumal man da ja auch leicht süchtig werden kann. Deshalb bin ich froh, dass ich gute Freunde habe, die mich dann erden können.

Anastratin.de: Eine Ihrer Freundinnen, Una Niva, ist inzwischen Präsidentin von Ventadorn. Der hajoidische Vizeadvokat scherzte deshalb neulich, die Zwergfeen übernähmen in Nitramien langsam die Macht. Ist Ihr Freundeskreis nicht auch elitär geworden?

Luisa Amiratu: Als Botschafterin von Emolas hatte eigentlich immer mit elitären, wichtigen Leuten zu tun. Das war damals mein Job und kommt mir nun sicher zugute. Ich verkehre aber nicht nur mit Eliten. Ich habe auch noch sehr viele Freunde, die nicht Politiker sind und ganz nette „kleine“ Leute, viele davon sind auch keine Zwergfeen. Es ist mir egal, welchem Volk jemand angehört und welchen Rang er hat, solange er nur das Herz am rechten Fleck hat. Man sollte immer zuerst auf das Herz schauen! Una Niva kenne ich schon lange, und ich weiß nicht, ob das Präsidentenamt für sie eine Beförderung darstellt, wo sie doch davor föderale Kulturministerin war. Ich finde auch, sie macht das als Präsidentin gewohnt gewissenhaft und das Amt ist ihr nicht zu Kopf gestiegen.

Anastratin.de: Träumen Sie manchmal davon, wieder die Botschafterin von Emolas zu sein?

Luisa Amiratu: Ja, ich träume oft davon – und einmal in der Woche treffe ich mich mit alten Freunden von damals auch in meiner alten Botschafterinnenvilla. Die steht ja jetzt leer. Das ist schade. Aber man muss auch in die Zukunft blicken. Ich habe für Emolas getan, was ich konnte, nun habe ich andere Aufgaben. Allerdings, ich denke schon oft dran. Die Villa Valentia, das Regierungsgebäude in Nova Valentia, habe ich deshalb auch in diesem Stil errichten lassen. Wissen Sie, meine Freundin Kara und ich träumen ja oft davon, da auch eines Tages Emolas-Drachen zu züchten. Aber solange wir das Geld woanders brauchen und es soviel anderes dringendes zu tun gibt, bleibt dies ein Traum. Ein schöner Traum. Ein sehr schöner Traum. Aber tagsüber, bei der Arbeit, träume ich nicht, da gibt es noch viel zuviel zu tun für mich als Vizekönigin.

Anastratin.de: Frau Vizekönigin, wir danken für das Gespräch.

Luisa Amiratu: Bitte sehr, gerne wieder.

Das Gespräch führt Nils Kawomba.

Nils Kawomba
Über Nils Kawomba 191 Artikel
Nils Kawomba, ehemals Chefredakteur der NNZ (Neue Nitramische Zeitung), ist unser nitramischer Korrespondent in Ventadorn (Ninda).