Interview mit Una Niva

Podium mit Coat of Arms der Metropolis von Ventadorn (Grafik: Martin Dühning)
Podium mit Coat of Arms der Metropolis von Ventadorn (Grafik: Martin Dühning)

Una Niva, Präsidentin der Polis von Ventadorn, tritt nun ihre dritte und letzte Amtszeit an. Wir haben sie für Anastratin.de interviewt.

Anastratin.de: Guten Tag, Frau Niva. Wie geht es Ihnen?

Una Niva: Guten Tag, Herr Kawomba. Danke der Nachfrage. Es geht mir soweit ganz gut, denke ich.

Anastratin.de: Bei den städtischen Wahlen zur Präsidentin und Oberbürgermeisterin haben Sie – wenig überraschend – gut über 90% der Stimmen erhalten. Sind Sie mit dem Wahlergebnis zufrieden?

Una Niva: Ich denke, das sollte ich sein. Gut, Nitramier sind sehr konservativ und wählen Politiker nach Möglichkeit wieder, aber 93,7% sind schon ein recht zufriedenstellendes Ergebnis. Ich hoffe, dass ich das Vertrauen meiner Wählerinnen und Wähler in Form einer soliden und aufrichtigen Politik einlösen kann. Schließlich ist es auch meine dritte und letzte Amtszeit in Ventadorn.

Anastratin.de: Sind Sie traurig, dass die Verfassung in Ventadorn nur maximal drei Amtszeiten vorsieht?

Una Niva: Nein, mitnichten. Ich finde die Begrenzung sehr sinnvoll. Wir gehen sorgsamer mit unserer Zeit und unseren Kräften um, wenn wir uns ihrer Endlichkeit gewahr sind. Man soll nicht ewig walten wollen. Macht korrumpiert, wenn sie zum Selbstläufer wird. Ich möchte mein Amt bis zuletzt als Dienst am Gemeinwohl ansehen. Daher finde ich das Limit gut.

Anastratin.de: Seit unserem letzten Interview hat sich einiges getan: Das ursulische Reich ist untergegangen, Bündnisse haben sich zerstreut, die Feinde stehen immer noch vor den Toren und die Konföderation ist nahezu pleite. Macht Sie das nicht missmutig trotz all Ihrer kleinen Erfolge?

Una Niva: Die vergangenen Jahre, besonders das Jahr 512, waren sicher katastrophal für uns alle. Allerdings nicht hauptsächlich für Nitramien. Gut, es wäre mir persönlich lieber gewesen, wir hätten die Ursulen retten und die Brynn endlich loswerden können, aber das sind beides Schicksalsschläge, wogegen man nichts machen kann. Pleite sind wir übrigens nicht, nur verschuldet. Und die Handelsbilanz der Konföderation ist seit zwei Jahren wieder positiv. Wir haben einen tollen neuen Handelsvertrag. Es geht bergauf.

Anastratin.de: Dennoch stehen feindliche Truppen vor den Toren und die Bündnisse der Vergangenheit sind gescheitert.

Una Niva: Ja, da stehen feindliche Mächte uns weiterhin gegenüber, aber sie verhalten sich still. Verharren im Besitz. Es gibt auch keine bewaffneten Auseinandersetzungen. Es geschieht da nichts. Man nennt sowas übrigens Frieden. Etwas anderes sollte man bei der aktuellen Lage nicht verlangen. Lediglich von unseren „Verbündeten“ hätte man sich doch etwas mehr zivilisatorische Unterstützung gewünscht. Mehr als Mitleid. Gut, wir haben auch ohne die Krise überlebt und wenn man es mal positiv formuliert, sind wir so auch niemandem etwas schuldig geworden. Wir brauchen uns auch nicht bemitleiden lassen, denn das viele Leid ist letztlich nicht unseres, auch wenn wir mittendrin waren. Wir sind allein, aber wir sind auch frei. Und stark. Stärker, als manch Typen erwartet hatten.

Anastratin.de: Was für eine Bilanz ziehen Sie für Ihre Stadt, Ventadorn?

Una Niva: Ventadorn hält sich tapfer. Es gibt in den nächsten vier Jahren hier noch viel für mich zu tun. Wir haben die technischen Probleme behoben, eine freie Stromversorgung ist sichergestellt, auch die Müllentsorgung macht Fortschritte, aber viele Stadtviertel harren immer noch auf eine Erneuerung. Wir können stolz sein, dass Ventadorn in der Krise eine Stadt war, wo man Hilfe erhielt und die eine Bastion der freien Völker ist. Das hätten wir ohne unsere Freunde in Südninda natürlich nicht geschafft, und wenn die Eiszeit weiter anhält, werden wir dort natürlich gerne helfen, wenn man es möchte. Wir sind der Vizekönigin weiterhin sehr dankbar für ihre Unterstützung.

Anastratin.de: Glauben Sie, dass der intergalaktische Handelsvertrag, den die nitramische Administration in Saint Andrea ausgehandelt hat, auch Ventadorn zugute kommt?

Una Niva: Die Handelsföderation mit dem intergalaktischen Fairhandelsbündnis wird uns ganz sicher auch in Ventadorn große Vorteile bringen. Bislang mussten wir immer unsere völlig überforderten Handelsschiffe bemühen, nun übernimmt das Handelsbündnis die Logistik. Das ist ein enormer Fortschritt, der uns viele Ressourcen einspart, die wir damit anderweitig zur Verfügung haben. Außerdem wird sich das Warenangebot dadurch – ohne Mehrkosten – deutlich verbessern. Ich glaube, der Tag, an dem dieses Bündnis geschlossen wurde, war ein Glückstag für uns und alle unsere Verbündeten.

Anastratin.de: Was für Zukunftspläne haben Sie für Ihre Zeit als Präsidentin?

Una Niva: Wenn ich es mir wünschen könnte, es würde mich sehr glücklich machen, noch in meiner Amtszeit eine neue Blütezeit zu erleben. Es wäre schön, wenn sich hier nicht immer nur die Grabsteine vermehren. Es war so lange ein dunkles Zeitalter, und bei allem, was meine Leute und ich versuchten, es war doch ein Dämmeräon. Mich würde überglücklich machen, wenn Emolas wieder unser Bündnispartner würde, wenn das Zeitalter der Einöde endlich einmal zuende wäre und wir nützlich und kreativ und in wahrem Frieden leben könnten. Aber die Außenpolitik ist als Landesverwalterin nicht meine Aufgabe und letztlich liegt das Jenseitige auch nicht an uns. Also werde ich mich wohl damit bescheiden, hier in Ventadorn alles parat und schön zu halten, damit, so Gott will, bessere Zeiten mal möglich werden. Es wäre so schön, wenn es mal besser würde. Ich glaube ganz fest, unsere Bevölkerung hat das eigentlich verdient. Für unser Leben ist letztlich wichtig, dass wir das Beste wünschen und umzusetzen versuchen, vorsichtig, behutsam und mit Augenmaß. Für das Gelingen muss ein Anderer sorgen. Aber es ist schließlich wichtig, dass das, was wir tun, Sinn hat, nicht, wie erfolgreich es ist. Denn der Erfolg hat mit Moral oft nichts zu tun. Und unser Leben sollte vorrangig ein Gutes sein, ein Gutes zuallererst.

Anastratin.de: Dann wünschen wir Ihnen natürlich Alles Gute und auch viel Erfolg! Wir danken für das Gespräch, Frau Präsidentin.

Una Niva: Vielen lieben Dank auch Ihnen.

Nils Kawomba
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Nils Kawomba, ehemals Chefredakteur der NNZ (Neue Nitramische Zeitung), ist unser nitramischer Korrespondent in Ventadorn (Ninda).