Die Freuden eines späten Winters

Verschneiter Märzmorgen beim Bahnhof in Waldshut (Foto: Martin Dühning)

Ich habe ihn nicht wirklich genutzt, den späten Winter. Aber er sah schön aus, immerhin.

Es sind, wie man so liest, eine Menge Leute ziemlich ärgerlich über den späten Winter im Jahr 2018. Obwohl ich ihn nicht genutzt habe, schenkte er mir doch ein paar ruhige Momente. Ich liebe es, wenn es mal still ist und die Nachbarn nicht lärmen, und gegen ein wenig Schneebezuckerung habe ich auch nichts, vor allem nicht im Märzen, denn „Märzenschnee tut nicht weh“, wie schon ein altes Sprichwort sagt. Meinem kleinen Blumengarten tat es gut, denn wenn er im März nicht gleich mit tropischen Temperaturen malträtiert wird, fegen die Aprilfröste vielleicht wenigstens dieses Jahr nicht wieder alles davon. Auch gab der späte Schnee einige schöne Anblicke.

Schnee in den Haselzweigen Anfang März 2018 (Foto: Martin Dühning)
Schnee in den Haselzweigen Anfang März 2018 (Foto: Martin Dühning)

Freilich habe ich es nicht groß genutzt, denn in Lauchringen wird ja alles zugebaut, meine alten Wanderwege sind von der Umgehungsstraße zerschnitten oder mit neuen Wohnvierteln verplanetiert und deshalb fühle ich mich hier nicht mehr wohl. Und mangels Freundschaft steht mir auch keine Rettung mehr in schönere Landschaften zur Verfügung. Also bleibt nur, was ich auf dem täglichen Weg zur Arbeit mitgenommen habe, ein paar verzuckerte Spätwintermorgen, doch die sahen ein wenig fantastischer aus als sonst, wenngleich mich der Zustand der öffentlichen Verkehrsmittel am Hochrhein nur schaudern lässt.

Der Bahnhof in Oberlauchringen an einem verschneiten Morgen im März 2018 (Foto: Martin Dühning)
Der Bahnhof in Oberlauchringen an einem verschneiten Morgen im März 2018 (Foto: Martin Dühning)

Aber was will man schon in fortgeschrittenem Alter mehr. Zum Rodeln bin ich wohl zu alt und auch für andere Kinderfreuden; und so ist doch das bisschen Schnee genug gewesen, um von besseren Zeiten zu träumen, die früher vielleicht einmal gewesen, oder die wahrscheinlich, denn das Gedächtnis zeichnet ja rosarot, doch gar nie wirklich waren.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.