Jetzt ist die Zeit zum Freuen

(Nicht mehr ganz so) Neue Weihnachtslieder für Familie und Gemeinde

Vor fast zwei Jahrzehnten erwarb ich auf einem Flohmarkt in Bräunlingen eine Weihnachts-Schallplatte mit Liedern von Martin Gotthard Schneider, an der ich noch heute jedes Jahr große Freude finde.

"Jetzt ist die Zeit zum Freuen" von Martin Gotthard Schneider als alte Schallplatte (Foto: Martin Dühning)
„Jetzt ist die Zeit zum Freuen“ von Martin Gotthard Schneider als alte Schallplatte (Foto: Martin Dühning)

Schallplatten gehören für mich zum Weihnachtsfest dazu wie der Christbaum oder die Lebkuchen. Nicht immer habe ich welche parat, aber wenn sie nicht da sind, fehlt etwas. Die beiden Schallplatten, welche meine Großeltern immer vor der Bescherung abspielten, sind geradezu sakrosankt (wenngleich sich ihr künstlerischer Wert auch in Grenzen hält) – aber auf eine von mir ergatterte Schallplatte bin ich bis heute ganz besonders stolz.

Es handelt sich vom Martin Gotthard Schneiders „Jetzt ist die Zeit zum Freuen – Neue Weihnachtslieder für Familie und Gemeinde“, sie enthält 19 Titel auf ihren beiden Seiten und wurde vom Christopherus Verlag bzw. dem Verlag Ernst Kaufmann herausgebracht, das Jahr ist der Schallplatte leider nicht zu entnehmen, vermutlich entstand es aber zusammen mit dem gleichnamigen Liederbuch, also etwa 1980. Als ich die Schallplatte viele Jahre später auf einem Weihnachtsflohmarkt in Bräunlingen erwarb (wir waren mal wieder zum obligatorischen Enkelbesuch bei meinen Dühning-Großeltern), da war die große Zeit dieser Lieder schon um, aber ich kannte viele davon, wie „Sage, wo ist Bethlehem“, oder „Jetzt ist die Zeit zum Freuen“ auch von meiner eigenen Chorerfahrung, denn als langjähriger Sopran im evangelischen Kinderchor in Waldshut (unter Trude Klein) gehörten diese Lieder für mich zum Weihnachtsrepertoire. Wir sangen diese und andere Lieder jedes Jahr bei Adventsfeiern im Krankenhaus, Matthias-Claudius-Altenheim oder auch im Waldshuter Gefängnis, oder auch beim Adventssingen in der Versöhnungskirche Waldshut. Gut, auch diese Chortage lagen da bereits hinter mir, ich war inzwischen Student, aber gerade darum avancierte diese unerwartete Zufallsfund zum Juwel. Damals habe ich mir die Schallplatte sehr häufig angehört, und dabei lernte ich auch weniger bekannte, vielleicht sogar eher düstere Weihnachtslieder kennen wir „Warum bleibst du in der Angst“ nach einem Text des vergessenen Dichters Kurt Wiegering.

Auf der Schallplatte selbst ist der kleine Chor der Heinrich-Schütz-Kantorei Freiburg zu hören, Leitung übernahm Martin Gotthard Schneider. Instrumentiert werden die Chorsätze oder Solostücke mit einem farblich passenden Instrumentenspektrum, das von Blockflöte, Querflöten, Oboe, Fagott, Trompeten, Posaunen, Streichquartett bis zu Schlagwerk und sogar einem Cembalo reicht, welches Schneider auf der Aufnahme selbst spielt. Für die damalige Zeit war die Instrumentierung eher sparsam (es war die Zeit der großen Weihnachtschöre und Besetzungen), dafür kommen die Klangfarben umso besser zum Tragen, sie man von dem leidigen Umstand ab, dass die Tonaufnahme zeittypisch etwas abdämpft. Dadurch wirkt der Klang der Instrumente und der Instrumente zwar etwas satter, aber die Aufnahme wirkt dadurch auch etwas vergilbt, denn in Zeiten von Unplugged ist man klarere Klänge gewohnt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mein rudimentärer kleiner Plattenspieler natürlich nicht an premiöse Audioanlagen heranreicht.

Aber schon damals wollte ich die Klänge erneuern. Im Studium machte ich mich sogar daran, die Sätze alle in Midi-Dateien umzusetzen, und für damalige Verhältnisse, es war Mitte der 90iger, klangen sie wohl auch recht adrett. Nur waren meine musikalischen und digitalen Künste nie so großartig, dass etwas draus geworden wäre, sodass sich meine Hoffnung, Martin Gotthard Schneider mal in verjüngter Form erschallen zu lassen, leider nicht erfüllte. Und, leider leider, sind Martin Gotthard Schneiders weihnachtliche Sätze später auch nie mehr aufgegriffen worden, was ich sehr schade finde, denn ich habe ihn stets gerne gehört – und obwohl ich ihm auch nie persönlich begegnet bin, seine Lieder und Sätze gehören für mich bis heute zum Weihnachtsfest hinzu.

Über Martin Dühning 1507 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.