Im Herzen des Conwy Valley, nahe Tal-y-Cafn, liegen die Gärten von Bodnant. Sie gaben ein wunderschönes Ausflugsziel her für Samstag, den 25. August 2018.
Samstage sind für mich eher Ruhetage und Ruhe hat man (oder hätte man, wenn man nicht im verlärmten Lauchringen wohnt) in seinem Garten. 2018 aber war ein furchtbar heißes Jahr und mein heimischer Garten war größtenteils verdorrt, bei bis zu 40 Graden war kaum daran zu denken, im Garten zu lustwandeln, außer in den Sternennächten.
Anders jedoch in Nordwales, wo das Jahr 2018 zwar auch trocken, aber nicht ganz so extrem war. So nahm ich Jules‘ Vorschlag dankend an, die mir riet, es am Samstag doch mal mit Bodnant Garden zu probieren. Zumal „Bodnant Garden“ wunderbar zum „Bodnant Guest House“ passte, wo ich ja wohnte. Die Hinreise gestaltete sich im langsamen Linienbus, den ich von den Northern Gardens in Llandudno nahm, die Busse fahren dort in relativ kurzem Takt. Lediglich der Busfahrer war etwas entnervt, weil ich mich mit dem Wechselgeld etwas dumm anstellte und er keine Pfundscheine annehmen wollte. „Coins, coins, coins!“ kam es von ihm entnervt zurück und er verwies mich erst mal auf eine naheliegende Bank, wo ich in Ruhe mein Münzgeld sortieren konnte, bis ich es für ihn dann passend parat gemacht hatte. Die Busfahrt zwar langsam und etwas schaukelig, wir kamen aber recht bald an, und weil ich nicht der einzige Busreisende war, der die Gärten zum Ziel hatte, konnte ich die Station mitten im Grün auch kaum verfehlen
Dort angekommen, hinter einer Unterführung, wartete auch schon der Eingang zu den mondänen Gärten. Angelegt hatte sie einst, 1874, die Familie Pochin, und der Garten blieb vier Generationen lang im Familienbesitz der McLarens, bevor er in National Trust überführt wurde. Das Wort „Garten“ ist allerdings stark untertrieben, denn es handelt sich eher um ein ganzes kleines Tal, durch das sich romantisch und blumengesäumt ein kleines Flüsslein schlängelt, das Wasserfälle und Weiher füllt.
Nun konnte man dem leicht gebräunten englischen Rasen entnehmen, dass der Jahrhundertsommer auch an der Grafschaft Powys nicht ganz vorbei gezogen war, doch ein Heer von Gärtnern hatte es geschafft, die Anlage grün zu halten und manchmal regnet es in Wales ja doch, wenn dieses Jahr auch weniger. Zunächst schritt ich an überbordend blühenden Blumenrabatten vorbei hin zum herrschaftlichen Haus, für das man den Garten angelegt hatte. Das Haus selbst stand nicht für Besuche offen, doch die umlegenden Gärten, und je nach Himmelsrichtung konnte man immer wieder neue Bilderbuchansichten ergattern. Bekannt und berühmt sind sicher die Lilienteiche, die sich terrasenförmig zum Tal hin erstrecken und die von Rosengärten umsäumt sind.
Seine wahre Tiefe zeigt der Garten aber erst, wenn man den verschlungenen Pfaden hinter der Pin Mill folgt ins Tal hinab, wo sich ein Wasserfall befindet und Teichanlagen.
Auf der anderen Seite des Berghangs hat man inzwischen einen Wald angelegt, dort befindet sich auch ein sagenhafter Ausblicksplatz, wo man zum Herrensitz blicken kann, aber auch ins Conwy Valley und die Caddenau-Berge.
Dort hat man, zu Ehren der einstigen Lady Aberconwy, auch eine punkvolle Bank errichtet und man kann sich noch heute vorstellen, wie die alte Lady auf der Sitzbank Platz nahm, um über ihr kleines, idyllisches Tal zu thronen.
Ich folgte den Waldwegen weiter in Richtung Bootshaus und zu einem Schlittschuh-Teich, der im Sommer natürlich eisfrei war und eher zum Flanieren einlud. Über einige wagemutige Brücklein konnte man wieder zur anderen Bergflanke steigen, wo weitere verschlungene Weglein zu einem neugotischen Gebäude empor führten, was wie ein Magierturm aus dem Koniferenwald hervor lugte.
Man nennt es „The Poem“ und es ist wohl eigentlich ein Mausoleum. Trotzdem wird das magische Gemäuer von Touristen gerne für Gruppenfotos benutzt, und einige indische Touristen winkten mich dann auch auf ein Gruppenfoto, wohlwissend, dass ich es nie erhalten werde. Nun gut, so wurde ich wenigstens einmal fotografiert im Urlaub.
Hinter dem Turm führten Wege zurück zum Herrenhaus. Ich suchte noch nach einem weiteren Pavillon, der sich angeblich weiter auf der Höhe befindet, doch dieses Areal des Gartens war zur Zeit wohl gesperrt. Vielleicht hatten die Gärtner doch nicht soviel Kraft und Wasser, um in diesem Sommer alles in Grün zu erhalten, oder es war nicht die Saison für die entsprechenden Bepflanzungen. Wie auch immer, meine Füße waren ohnehin ermattet, weil ich diverse Pfade abgeschritten hatte und ich machte mich auf in Richtung Ausgang.
Den Ausgang hat man, findigerweise, in eine Blumengärtnerei hin verlegt, wo man all die Stauden, Rosen und Blumensamen kaufen kann, die man vorab im Garten betrachtet hat, viele Kalender, Küchenutensilien und Gartenwerkzeuge. Es ist eine Falle für jeden Hobbygärtner, und allein das Wissen darum, dass nichts von alledem in meinem kleinen Koffer Platz hätte, hielt mich davon ab, mich dort gleich mit Pflanzen einzudecken. Aus der Gärtnerei herauszufinden erwies sich als gar nicht so einfach, irgendwann entdeckte ich aber doch den Ausgang und machte mich dann auf zur Bushaltestelle. Während ich dort auf die Busverbindung zurück nach Llandudno wartete, ließ ich all die bunten Blütenbilder nochmal durch meine Gedanken ziehen und wusste, dass sich dieser Ausflugstag wirklich gelohnt hatte, denn er war wunderschön.