Wenn Menschen toxisch werden…

Kerzenlichtlein leuchten auf einem Grab (Foto: Martin Dühning)
Kerzenlichtlein leuchten auf einem Grab (Foto: Martin Dühning)

Es ist schlimm, wenn Menschen ihr inneres Licht verlieren. Noch ärger aber wird es, wenn die Seele umkippt und „toxisch“ wird.

Zu den schlimmsten zwischenmenschlichen Katastrophen, die ich bislang erlebt habe, gehört es, wenn geliebte Menschen „toxisch“ werden. So möchte ich es bezeichnen, wenn eigentlich offenherzige, soziale Menschen plötzlich destruktiv denken und handeln. Das ist nicht damit zu verwechseln, dass manche Menschen ein von Natur aus cholerisches Temperament besitzen. Solche Menschen beruhigen sich nämlich auch wieder, wenn ihre Ausbrüche vorüber sind. Dagegen verhalten sich toxische Menschen zunehmend dauerhaft asozial.

Wie gesagt, ich musste es nun schon ein paar Mal in meinem Bekanntenkreis erleben, wie sich Menschen plötzlich so charakterlich verdunkelten. Und bislang habe ich leider überhaupt keine Idee, wie man darauf angemessen reagieren soll. Probleme versuche ich naturgemäß konstruktiv mit Vernunft und Offenheit zu lösen, doch das alles prallt an verbitterten Menschen ab oder verursacht noch zusätzliche Aggressionen. Ich bin da völlig ratlos. Eher kann ich vielleicht beschreiben, wie es dazu kommt:

Meinen Beobachtungen nach ist der Auslöser von „Toxizität“ meist eine andauernde Unrechtssituation, die von den Betroffenen als Demütigung empfunden wird oder schwere Schicksalsschläge, etwas, das sich mit rationalen Mitteln eben nicht beheben lässt. Die Betroffenem fühlen sich dem ausgeliefert. Sehr oft handelt es sich um strukturelles, systemisches Unrecht oder eine Art von Mobbing. Bei den Betroffenen löst das dann zunächst Beschämung aus, die zunächst mit symbolischer Selbstergänzung oder Fluchtstrategien kompensiert wird, was zunehmend aber in Verbitterung oder Aggression übergeht und schließlich in Zynismus. Dieser richtet sich schließlich auch gegen Freunde und Bekannte, manchmal sind sich toxische Menschen dessen selbst bewusst, meist aber fällt es ihnen gar nicht mehr auf, wie sie zunehmend grausam und bitter kommunizieren, vielleicht, weil sie auch innerlich abstumpfen.

Aus sehr feinsinnigen Seelen werden dann bittere Egoisten, closed-minded People. Das direkte Umfeld reagiert darauf oft mit Distanz, sodass sich das Verhalten dann einschleift, sich schließlich sogar eine dauerhafte Charakterveränderung einstellt. Dann reagieren die Menschen auch auf ganz neue Situationen mit Misstrauen und latenter Destruktivität, tragen quasi immer ein kleines Gewitterwölkchen über sich herum, das sich bei jeder Anspannung über das Umfeld entlädt und die Atmosphäre vergiftet. Eine Alternative ist, dass sich toxische Menschen Sündenböcke suchen, an denen sie ihren Frust auslassen. Das können dann leider auch alte Freunde sein, die mit Vernunft und Offenheit helfen wollten.

Immerhin, was aber ein sehr schwacher Trost für mich ist, haben wohl auch andere Mitmenschen Probleme mit solchen Fällen von Toxizität, weshalb mir da bislang auch noch niemand helfen konnte. Ich würde mir aber, gerade auch für solche Fälle, gerne Mal therapeutischen Rat einholen und falls jemand eine Lösung dafür kennt, darf er sich auch gerne bei mir melden. Denn leider erzeugten diese Menschen schon viel Unheil in meinem Leben, was mich sehr betrübt.

Über Martin Dühning 1501 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.