Back in Stress Again…

Boarding in Manchester (Foto: Martin Dühning)
Boarding in Manchester (Foto: Martin Dühning)

Zwischenzeitlich finde ich Flughäfen nur noch gruselig. Die Ereignisse des 31. Juli 2018 trugen dazu maßgeblich bei.

Es gibt eine Reihe von Dingen die mir zutiefst verhasst sind. Dazu gehören große Menschenaufläufe, Lärm, Warteschlangen, enge, geschlossene Räume und das Stehen in denselben. Alle diese gräuslichen Dinge erlebte ich am Freitag, den 31. August 2018 gleich doppelt.

Zunächst allerdings begann der Tag nach einer erfreulich ereignislosen und damit durchschlafenen Nacht noch im Britannia Airport Hotel in Northenden, in das ich am Vortag wieder eingezogen war. Beim Einschreiben hatte ich auch gleich ein Taxi für den Folgetag bestellt, weil die örtlichen Busfahrer zwar humorvoll, die Busfahrt selbst aber recht langwierig vonstatten ging und ich den Stress auf das nötige Minimum reduzieren wollte. Das Taxi brachte mich dann erstaunlich schnell zum Airport in Manchester, sodass ich dort viel früher als geplant ankam und entsprechend länger warten musste. Zunächst setzte ich mich einfach in eine relativ leere Wartehalle einer anderen Fluggesellschaft und beobachtete das Flughafenpersonal und die Passagiere, während ich mein Mittagessen verzehrte.

Flughafenbridge in Manchester (Foto: Martin Dühning)
Flughafenbridge in Manchester (Foto: Martin Dühning)
Kuddelmuddel in der Warteschlange (Foto: Martin Dühning)
Kuddelmuddel in der Warteschlange (Foto: Martin Dühning)

Sehr viel später erst checkte ich an meinem Terminal ein, wurde dann allerdings, weil ich kein Premiumpassagier war, durch eine extrem kleinliche Reihe von Sicherheitschecks geschickt, die zwischen endlosen Warteschlangen postiert waren und dem „Haus das verrückte macht“ alle Ehre gemacht hätten, zumal man immer hin und her geschickt wurde. Da mein Asthmaspray im Handgepäck als terroristische Bedrohung entlarvt wurde, musste ich mich dann auch noch einer Einzelüberprüfung unterziehen, bevor ich dann endlich in den Duty Free Bereich entlassen wurde. Der Manchester Airport ist sehr groß, sodass auch dieser Bereich eher einer ausgewachsenen Einkaufsmeile glich.

Wie ich schon befürchtet hatte, hatte der Flug mal wieder sehr deutliche Verspätung, sodass ich mir dann noch einen Imbiss bei Starbucks gönnte und für meinen Vater eine entsprechende Manchester-Tasse kaufte. Irgendwann, nach weiterem endlosen Warten, konnten wir dann endlich das Flugzeug besteigen, dass sich dann in den Himmel erhob und über England wieder Richtung Festland flog.

Boarding in Manchester (Foto: Martin Dühning)
Boarding in Manchester (Foto: Martin Dühning)

Während des Fluges betrachtete ich zufrieden mein einziges Souvenir, die Manchester-Tasse. Im Flugzeug saß ich neben einem Ehepaar, mit welchem ich ins Gespräch kam und wie sich herausstellte, wohnten sie in Jestetten. (Die Welt ist klein!) Sie hatten ein paar Tage in Liverpool bei ihrem Sohn verbracht und waren nun auf dem Heimweg. Während der Mann recht gesprächig war, ging seine britische Frau deutlich auf Distanz, sodass ich sie später dann auch nicht fragte, ob sie mich vielleicht mitnehmen würden. Immerhin, trotz aller Verspätung war ja noch Zeit genug für die Hochrheinbahn, hoffte ich.

Kleines Reisesouvenir: Die Manchester-Tasse (Foto: Martin Dühning)
Kleines Reisesouvenir: Die Manchester-Tasse (Foto: Martin Dühning)

Ich hatte mich schon sicher gewähnt, dass damit das Schlimmste überstanden wäre, hatte allerdings nicht damit gerechnet, was mich dann im Airport Basel erwartete, denn aus irgendeinem Grunde wurden auch hier die aussteigenden Passagiere wieder in endlose Warteschlangen gedrängt, die sich in dunklen Korridoren über hunderte Meter hinzogen, abgetrennt durch teilweise sich plötzlich schließende Sicherheitstüren. Während ich versuchte, meine Klaustrophobie unter Kontrolle zu halten, denn hier war nun so ziemlich alles zusammen, was bei mir Nervenzusammenbrüche auslöst: große Menschenaufläufe, Lärm, Warteschlangen, enge geschlossene Räume und das Stehen in denselben, bekam glücklicherweise nicht ich den Nervenzusammenbruch, sondern einige der anderen in der Warteschlange: Viele schimpften, Kinder heulten, einige drängelten sich vor und es brodelte vor Stress und Ärger, sodass in mir sämtliche Urlaubserholung dahinschmolz wie Schnee im Juni. Da das Jestettener Pärchen allerdings mit mir wartete, fühlte ich mich immerhin nicht ganz verloren, und zusammen schafften wir es dann doch irgendwie durch die Sicherheitskontrolle.

Ich weiß bis heute nicht, was die ganze Sache sollte, aber der Basler Airport hat dadurch deutlich in meinem Ansehen gelitten als auch durch die unerfreuliche Tatsache, dass mein großer Reiserucksack zwischenzeitlich aus der Ausgabeschlange einfach an den Rand geworfen worden war. Zum Glück hatte ich beim Aufgabegepäck keine zerbrechlichen Gegenstände transportiert.

Basel Schweizer Bahnhof (Foto: Martin Dühning)
Basel Schweizer Bahnhof (Foto: Martin Dühning)

Ich war sehr erleichtert, als ich den Airport Basel dann endlich verließ und in einen Bus zum Schweizer Bahnhof umstieg. Dieser brachte mich mit Schweizer Pünktlichkeit ans Ziel, wo ich allerdings, es war nun schon recht spät, erst mal auf die S-Bahn nach Zell im Wiesental warten musste, mit der ich weiter zum Badischen Bahnhof fahren würde. Der Bahnhof war recht leer, abgesehen von einem laut mit sich selbst lamentierenden älteren Herrn, und ich fragte mich besorgt, ob man so wird, wenn man zu lange allein lebt. Glücklicherweise war er ganz mit sich selbst beschäftigt und beachtete mich nicht. Flink stieg ich in die S-Bahn ein.

Warten im SBB-Bahnhof (Foto: Martin Dühning)
Warten im SBB-Bahnhof (Foto: Martin Dühning)

Inzwischen hatte der Regen auch den Hochrhein erreicht und es nieselte, als ich endlich auf dem Bahngleis im Badischen Bahnhof eintraf, von wo der Regionalexpress nach Lauchringen abfuhr – diesmal sogar pünktlich. Während die industrialisierte und kommerzialisierte Hochrhein-Landschaft im Regen an mir vorbeifegte, dachte ich wehmütig zurück an Wales und seine romantischen Pastoralen, Schäfchen und Wanderwegen. Dies war nun vorbei, der schnöde Alltag hätte mich wieder.

Es ist jetzt nicht gerade so, dass ich für Lauchringen, wo kaum noch jemand wohnt, der mir vertraut ist, heimatliche Gefühle hege, doch war ich sehr erleichtert, als ich den Bahnhof dort erreichte und mein kleines Fahrrad, dass dort nun mehr als eine Woche geduldig auf mich gewartet hatte. Ich war sehr ermattet von der Tortur in den Flughäfen und nahm mir vor, die nächste Reise ohne Flughäfen durchzuführen, irgendwie.

Die Hochrheinbahn erreicht Lauchringen (Foto: Martin Dühning)
Die Hochrheinbahn erreicht Lauchringen (Foto: Martin Dühning)
Letzte Reiseetappe: Mein kleines Radel "Solitude" (Foto: Martin Dühning)
Letzte Reiseetappe: Mein kleines Radel „Solitude“ (Foto: Martin Dühning)

Zuhause dann erwarteten mich in meiner leeren Wohnung zwei Zwergfeen und hinter dem Haus mein Garten, der inzwischen nicht viel weniger vertrocknet war als vor meiner Reise, aber immerhin hatte ich die Regenwolken mitgebracht, die nun für Abkühlung sorgten und einige Ideen zu britischer Größe.

Heimische Zwergfeen inspizieren die Manchester-Tasse (Foto: Martin Dühning)
Heimische Zwergfeen inspizieren die Manchester-Tasse (Foto: Martin Dühning)

Und zu meiner großen Freude war sonst mal nicht Schlimmes passiert inzwischen.

Über Martin Dühning 1507 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.