Island zeichnet sich nicht nur durch magische Landschaften aus, sondern auch durch zauberhafte Musik, wie die von AMIINA; ihr bislang jüngstes Album heißt „Fantômas“.
Mit „Fantômas“ assoziieren die meisten die französische Kriminalkomödie des Regisseurs André Hunebelle aus dem Jahr 1964 mit Louis de Funès als Kommissar Juve und seine Nachfolgefilme und die davon abgeleiteten Gastauftritte des blau maskierten Titelhelden in der tschechischen Märchenserie „die Märchenbraut“ – Heute weniger bekannt ist die fünfteilige Fantômas-Stummfilmreihe von Louis Feuillade mit René Navarre in der Titelrolle, welche wie die spätere Komödie auf den Romanen des Autorenduos Pierre Souvestre und Marcel Allain beruhen.
Louis Feuillades Filme, die ab 1913 in den Kinos zu bestaunen waren, sind nicht nur zeitlich sehr nah dran an der Romanreihe (1911-1913), sondern schrieben in ihrer Zeit Filmgeschichte. Während die Filmbilder überdauert haben, ist der zeitgenössische Live-Ton verstummt, was schade ist. Das war wohl Grund genug bei der Neuaufführung der Feuillade-Filme anlässlich des hunderjährigen Jubiläums neue Kompositionen einzuspielen.
Neben James Blackshaw, Tim Hecker, Loney, Dear und Yann Tiersen machte sich auch die isländische Musikergruppe AMIINA daran, den Film „Fantômas“ neu zu vertonen, genauer gesagt den zweiten Teil der Filmserie, „Fantômas II: Juve contre Fantômas“ – Das war der Grundstock für das Album „Fantômas“ aus dem Jahr 2016, bestehend aus elf Tracks, die sich vom Titel her wie inhaltlich am Stummfilm orientieren.
Das Album war nicht das erste der Band – zuvor veröffentlichten sie „Kurr“ (2007) und „Puzzle“ (2010) sowie eine größere Anzahl von EPs und Singles. Die Gruppe AMIINA erlangte größere Bekanntheit durch ihre Auftritte als Streichquartett und Vorband der legendären isländischen Postrockband Sigur Rós. Von diesen wurde ihr durchaus eigener Sound inspiriert, doch zeigen sie in ihren Alben, dass sie einen durchaus eigenständigen Stil entwickelt haben, der sich lang schon nicht mehr auf ein Streichquartett beschränkt, so auch auf ihrem Album „Fantômas“, auf dem neben Violinen und Cellos auch Ukulele, Gideon-Harfe (eine isländische Zither), Schlagzeug, Metallophon und allerlei Soundeffekte und Synthesizer zu einem klanglichen Patchwork verwoben werden, das irgendwo zwischen Folklore, Klassik, Elektro, Ambient und Postrock verortet ist.
Hört man sich die Soundtracks losgelöst vom Film an, so entsteht ein manchmal fast meditativer, besinnlicher Eindruck, wirft man aber einen Blick auf den Releasetrailer des Publishers Mengi Iceland, der die Musik mit passenden Stummfilmausschnitten visualisiert, wird klar, wie dicht und eindrücklich, manchmal fast beklemmend die Stimmung bei der Filmpremiere gewesen sein muss.
Mehr zur Band sowie zum Album kann man auf der offiziellen Webseite von AMIINA erfahren.