Der Einfluss des Musikers Roedelius lässt sich sicher nicht mit einem einzigen Artikel beschreiben – aber sein jüngstes Album heißt immerhin so.
„Einfluss“ ist das Album betitelt, welches der 1972 in Bad Säckingen geborene Pianist, Toningenieur und Musikproduzent Arnold Kasar zusammen mit der Legende Hans-Joachim Roedelius 2017 bei der Deutschen Grammophon herausgebracht hat. Während Kasar in der Musikszene noch relativ jung ist, hat Roedelius inzwischen ganze Zeitalter und Stile geprägt. Berühmt war Roedelius besonders für die Krautrock-Phase, wobei er sich keinesfalls auf einen Stil oder einen Zeitabschnitt festlegen lässt.
Kasar trat ab 2000 ins Rampenlicht, zu dieser Zeit konnte Roedelius bereits auf mindestens 32 Jahre musikalischen Schaffens zurückblicken. Doch die beiden harmonieren überraschend gut. Persönlich kennengelernt haben sich die Musiker um 2012 in Österreich und Kasar war auch mehrmals zu Gast bei den von Roedelius veranstalteten Musikevents. 2015 begannen dann die Planungen zum gemeinsamen Album, seine Entstehungs- und Vorgeschichte schildert Kasar im Beiheft zum Album. Die eigentliche Aufnahmesession erfolgte in wenigen Wochen des Oktobers 2016 in Baden in Niederösterreich, wo Roedelius schon seit vielen Jahren zuhause ist.
Herbstlich meditativ klingen auch die Melodien und Patterns der einzelnen Stücke. Das zugehörige Piano, welches Klavierautodidakt Roedelius für die Aufnahme bespielte, wurde vorab mit Filz präpariert, was dem Piano eine dumpfe, nebelartige Note verleiht. Dabei wechselten sich die beiden Musiker nach dem Motto „Spielen und spielen lassen“ ab, mal begleitet Kasar Roedelius‘ Klavierimprovisationen mit seinen Synthesizern, mal liefert Roedelius das rhythmische Grundgerüst für Kasars sphärische Melodiefindungen. Es handelt sich quasi um ein Beziehungsspiel der beiden Musiker, wobei beide ihren jeweils persönlichen Einfluss einfließen lassen. Daraus entstanden Synergien, die erstaunlich homogen klingen. So lassen sich die 19 Einzelstücke tatsächlich, wie Kasar sprachspielerisch anmerkt, in „EINEM FLUSS“ durchhören.
Das Spiel mit Ein-Flüssen findet sich auch in den Titeln der Einzeltracks wieder, unter denen sich die Flüsse „Wiese“, „Aare“, „Wehra“ wiederfinden, was wohl lebensbiografische Bezüge wiederspiegelt. Wenn Kasar inzwischen auch in Berlin lebt und arbeitet ist es doch auch schön, Klänge zu hören, die offenbar einen Bezug zum Hochrhein und Südschwarzwald haben. Musikalisch hat der immerhin einiges zu bieten, gerade was Jazz und zeitgenössische Musik angeht.