Dunkelgedichte II

Seelenlandschaft: Der Klettgau zeigte sich am Ostersonntag düster, dezembrig und schaurig einsam. (Foto: Martin Dühning)
Seelenlandschaft: Der Klettgau zeigte sich am Ostersonntag 2015 düster, dezembrig und schaurig einsam. (Foto: Martin Dühning)

Wird es Frühling einmal, einmal wird es, vielleicht, vielleicht wird es das – im Leben andrer Menschen…

Nichts

Leer stehen die Throne auf Cair Paravel,
Zerfallen die Hallen der Wiederkehr,
Die nicht ist,
Denn längst beendigt
Sind die unendlichen Geschichten,
Perelin bis zum letzten Baum gefällt,
Die Stundenblumen alle verblüht
Und das Kirschblütental zu Asche gerodet.

Weder die Wilde 13,
Noch der Messerjockel werden uns retten,
Noch die verlorenen Jungs,
Ihr Versteck wurde versenkt
Im Plastikmeer
Die Zauberdrachen alle
Wurden vom Himmel geholt – und
Das letzte Einhorn in tote Fluten ertränkt.

Stattdessen
Brausen wir ortlos
Über endliche Bahnen
Endlos hastend, wertlos schmachtend
Ohne Maß und Ziel,
In Blech und grauen Beton gehüllt
Und zugemüllt bis zum Seelenrand.

Gmorks Verheißung:
hat sich erfüllt.

* * *

Dar Robur – Fer Auxilium

Träume vom vollen Sternenzelt
Irgendwo jenseits dieser Passion:
Morgenröte im Schatten der Nacht,
Wohin mein Blütenkranz blutig
Tanzend entschwebte.
Die Tänzer, sie sind alle hin.
Ende und Beginn, Anfang und Ziel
Sind dennoch nicht dasselbe.

Ein Gewölbe mit sieben Schalen
Bleibt also,
Auf die Erde gegossen
In die Ozeane der Welten alle,
Die tief wie meine Liebe sind,
Aber tot nun – Selbst Levithian
Haust dort nicht mehr. Mit sieben
Schalen ausgeschält hohl ruht und
Tobt die Welt – Mit Chaos drum
herum.

Und deine Wirklichkeit, die meine
Nie gewesen ist, wahr weder war,
Noch nicht mal konstruiert;
Du dummer Homo Faber du.

Verzweifle nicht, du meine kleine Seele:
Dort wo nicht Leben und nicht Träume
Sind, und keine güldne Freifahrkarte,
Da helf‘ uns Flehen in der Tat.
Und nur die eine Kraft, die ungemeinte,
Die da ist und auch wahr wird, kann 
Uns Hilfe bringen.

* * *

Abgang

Stell mich auf ein schmales Brett,
Hinter mir die Wand. Vor mir
Liegt die weite See,
Ohne Hoffnung auf Wiederkehr,
Ohne Land.

Wie das Leben ist dieser schmale
Steg. Auf den man mich geschickt.
Habe die Dinge alle falsch
Gemacht. Ist mir nicht geglückt.

Fall ich jetzt in das tiefe
Meer. Tauche ein und versink.
Hoffe, dass mich Leviathan
Frisst. Oder ich ertrink.

Tauche tief in das tiefste
Nass. Mittenrein in die
Flut. Das Leben macht
Einem keinen Spaß, und
Davon hab ich genug.

Auf dem Schiff jubelt der
Kapitän, und die Mannschaft
Die schreit. Wollten meinen
Untergang sehn.
Keine Gerechtigkeit.

* * *

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.