Ich liebe den Klang des Sopransaxophons: mal melancholisch, mal keck – und ein bisschen sexy.
Saxophone klingen aber nicht nur sehr reizvoll, sie sehen auch sehr stylisch aus – was im Übrigen auch auf so manchen Saxophonisten zutrifft. Es ist ein Stil, den ich sehr bewundere, den ich bislang aber noch nicht internalisieren konnte – deshalb fehlt in meiner Instrumentalistenreihe (die bislang Flöte, Posaune, Cello und Violine umfasst) auch noch die 3D-Umsetzung eines Saxophonisten.
Auf den Saxophonisten Dave Koz stieß ich neulich eher auf Umwegen, denn ich bin eigentlich nicht so der Fan von 80er-Jahre-Synthesizern, wie sie im Smooth Jazz doch oft zum Einsatz kommen. Doch war es eine filmische Parodie darauf, die durchaus sehenswerter Netflix-Komödie „Isn’t it romantic“, in deren Schluss-Szene auf das prototypische, kitschig-romantische Saxophonsolo so mancher Romantikkomödien angespielt wird. Manchmal reicht so eine kurze Sequenz, um mich in eine neue musikalische Richtung zu lenken. Manchmal braucht es auch noch einen zweiten Kick, und das war dann die Smooth-Jazz Version des Haupttitels von „Game of Thrones“, welche Scott Bradlee mit Dave Koz 2014 eingespielt haben.
So landete ich dann bei Dave Koz und höre mir seither seine launigen Saxophonsolos an um meinen verdüsterten Sinn aufzuhellen. Was ihn sehr interessant macht, ist natürlich auch die Tatsache, dass er als Musikshowmoderator auch oft mit Gastmusikern Songs einspielt oder als Extrapart bei so mancher anderen Musikgruppe zum Einsatz kommt. Dies weitet auch seine stilistische Stilbreite, die von Popsongs, über Blues und Urban bis zu ernsteren Jazzanwandlungen reichen. Die meisten Songs spielen aber im ihm eigenen Genre des Smooth Jazz, jener gefälligen, melodischen Musikrichtung, die in Amerika großen Anklang findet, in Europa aber doch eher verpönt ist: Einige Songs klingen perfekt, bei anderen wünschte ich mir, man hätte die Synthesizer doch besser abgeklemmt und stattdessen ein paar klassische akkustische Instrumente als Begleitung eingespielt. Immerhin bin ich durch den europäischen Jazz mit seinen eher biederen Besetzungen gewisse klangliche Standards gewöhnt, die so ein künstlicher Synthesizer nicht immer bieten. Dann klingt mir Smooth Jazz doch eben etwas zu sehr nach Kaufhaus- oder Fahrstuhlmusik.
Wer vieles bringt, bringt allerdings manchem etwas – und man täte Dave Koz und seinem Talent unrecht, ihn bloß in die Ecke der seichten Musik abzudrängen. Beschaut man sich sich seine Musikvideos, wird nämlich klar, dass ihm Musik auch vor allem eines bedeutet: Freude. Und das wird bei so manchem Stück auch klanglich fühlbar.