Caledonia

Caledonia (Foto: Gabriela Palai via Pexels)
Caledonia (Foto: Gabriela Palai via Pexels)

Schottland ist ein wunderschönes Land, das viele bedeutende Künstler, Schauspieler und Musiker hervorgebracht hat – einer von ihnen ist Dougie MacLean.

Die Liste der schottischen Künstler, die ich sehr schätze, ist lang. Darunter sind Schauspieler wie Peter Capaldi, David Tennant oder Sylvester McCoy, aber auch viele Musiker. Ein durchaus prominenter Vertreter des Folk ist der 1954 geborene Dougie MacLean, der seit 1976 Alben veröffentlicht. Kennengelernt habe ich ihn über sein Youtube-Video zum Klassiker „Caledonia“, einem sehr nachdenklich machenden Song.

„Caledonia“ ist ein traurig stimmendes Liebes- und Abschiedslied, in welchem der Sänger über sein Leben und seine personalen Veränderungen referiert, sowie eine gewisse Todesangst, die er in den vergangenen Tagen durchgemacht habe. Er besingt Lebensgeschichten, verlorene und gewonnene Freundschaften und seine persönliche Lebensreise. Grundkonstante ist die im Refrain dargebotene Liebeserklärung an Caledonia, seine große Liebe, an die er immer denkt, die ihn ruft und der er nicht zum Fremden werden möchte, was ihn mehr als bekümmern würde. In der Ambivalenz, dass die direkte Anrede an Caledonia sowohl als personifizierte Geliebte aufgefasst werden kann, als auch als Heimat – „Caledonia“ ist die poetische Bezeichnung für Schottland – liegt der Reiz des Songtextes. Mich persönlich hat der Song sehr angesprochen, zumal Dougie MacLean meine Stimmlage hat, weshalb sich beim Song gut mitsingen lässt.

Dougie MacLean hat „Caledonia“ mehrmals eingespielt, die Originalfassung von 1978, gesungen von einem sehr jungen MacLean, findet sich auf seiner Rekompilation „Essential Dougie MacLean“ aus dem Jahre 2007. Ihr zueigen ist neben der jugendlichen Stimme das dieser Fassung ganz eigentümliche Gitarrenintro. Daneben existiert aber noch eine viel neuere Einspielung, die sich auf dem Album „Essential Too““ wiederfindet und die auch das Youtube-Video wiedergibt – ein deutlich gereifter MacLean singt hier, in einem zurückgenommenen Acoustikensemble, mit viel rauerer Stimme, als alter Mann, sehr melancholisch, was irgendwie viel stimmiger zum Songtext passt als die Jugendfassung. Stilistisch dazwischen zu verorten ist eine dritte Fassung, die MacLean ebenfalls 2014 im Rahmen der symphonischen Aufführung „Till Tomorrow“ mit dem Royal Scottish National Orchestra eingespielt hat. Diese Fassung beginnt wie die 2014er-Acoustik-Fassung, wird orchestral aber zunächst von Streichern, spätern auch Bläsern unterstützt, in der Reprise wird das Intro von 1974 wieder aufgegriffen.

Alle drei Song-Kompilationen geben einen Einblick in die über 40 Jahre musikalischen Schaffens des schottischen Künstlers, zu den Acoustikfassungen „Essential“ und „Essential Too“ sollte greifen, wer Folkmusik schätzt. Das Album „Till Tomorrow“ bewegt sich stilistisch zwischen Folk, Filmmusik und Neoromantik. Die Stimmführung besonders der Oboe erinnert bisweilen an den Stil von Jacques Bethiers Orchesterfassungen der Taizé-Lieder, die ähnlich rekursive Melodiemuster wie viele der Folksongs aufweisen. Entsprechend schwingt bei den Songs von „Till Tomorrow“ manchmal eine gewisse spirituelle Grundstimmung mit, nicht nur bei „Caledonia“, sondern beispielsweise auch beim Song „Green Grow The Rashes“.

Mehr zu Dougie MacLean und seiner Musik kann man auf seiner Webseite erfahren.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.