Neues von LibreOffice: Version 6.4

LibreOffice ist in Version 6.4 erschienen. Die sichtbaren Neuerungen halten sich in Grenzen, für manche Funktionalitäten gibt es aber auch nur noch keine passenden Dialoge.

Recht überraschend (und ohne vorab öffentliche Entwicklerversion) ist die freie Office-Suite LibreOffice in der Version 6.4 erschienen und kann für diverse unterstützte Plattformen auf der Webseite von LibreOffice heruntergeladen werden.

Die Änderungen fallen auf den ersten Blick sehr moderat aus. So ist die gemeinhin am meisten beworbene Neuerung, der QR-Editor, gar nicht mal so großartig neu – entsprechende Plugins mit leicht verringertem Funktionsumfang gab es schon davor. Daneben wurden aber einige sinnvolle Ergänzungen an der Benutzeroberfläche vorgenommen, die meistens die Seitenleiste betreffen. Dort wurde beispielsweise die Bearbeitung von Tabellen in Writer durch ein paar nützliche Punkte erleichtert. Das finde ich sehr erfreulich, da ich wirklich überhaupt kein Fan von Ribbons bin und den letzten Versuchen, diese in LibreOffice zu übernehmen, auf die Seitenleiste greife ich aber regelmäßig zurück (sie macht bei modernen Breitbildmonitoren einfach Sinn, finde ich.)

Der QR-Code-Editor von LibreOffice 6.4 (Screenshot)
Der QR-Code-Editor von LibreOffice 6.4 (Screenshot)

Eine andere Neuerung, die bei typografischen Arbeiten durchaus nützlich sein könnte, ist die Option, dass sich Grafikobjekte jetzt überlappen dürfen oder eben nicht. Auch dies ist ein zusätzlicher Menüpunkt, der eher gut versteckt ist.

Ein zusätzlicher Menüpunkt erlaubt oder verbietet das Überlappen von Grafikobjekten (Screenshot).
Ein zusätzlicher Menüpunkt erlaubt oder verbietet das Überlappen von Grafikobjekten (Screenshot).

Nützlich beim Import von PDF-Dokumenten dürfte die neue Menüoption im Zeichenmodul sein, mehrere Textboxen zu einer zusammenzufassen. Für Teamarbeiten wurden die Kommentarfunktionen in LibreOffice erweitert. Das Tabellenkalkulationsmodul Calc wurde um eine Option für den PDF-Export speziell von Tabellen erweitert und die Engine beschleunigt. Hyperlinks lassen sich nun einfacher aus Zellen entfernen. Die Online-Version von LibreOffice erhielt ebenfalls neue Funktionen. Einen Überblick über die augenscheinlichen Neuerungen der Version 6.4 gibt ein offizielles Feature-Video zu LibreOffice 6.4 auf Youtube.

Unter der Haube wurde aber noch weiter an den Engines gearbeitet. Leider gibt es für einige wirklich nutzbringende Funktionen immer noch keine GUI-Punkte. So kann LibreOffice zwar seit Version 5.3 mit jeder Version besser mit Ligaturen und Opentype-Features umgehen, aber Menüpunkte wie in Microsoft Office, Indesign, CorelDraw oder Affinity Designer sucht man vergeblich. Aktivieren und einstellen lassen sich diverse Optionen dennoch, wenn man die einzelnen Befehle im Schriftartlistenfeld an den Schriftartnamen anhängt. So aktiviert beispielsweise „Gabriola : ss06“ die erweiterten Zierornamente der Windows-Schriftart Gabriola. Eine Liste der unterstützten Opentype-Befehle von LibreOffice findet sich auf der Webseite der Dokumentfoundation. Anders als dort bereits für Version 6.2 angekündigt fehlen aber auch noch in Version 6.4 entsprechende Einträge in der Benutzeroberfläche und in der Programmhilfe. Nun gut, es geht immerhin, inzwischen mit fast allen Opentype-Fonts, nicht mehr nur mit Graphite-Fonts wie Linux Libertine G oder Linux Biolinum G. Bei einigen Microsoft-Fonts wie Calibri aktiviert LibreOffice Ligaturenfeatures sogar automatisch, wohl wieder einmal mehr eher als Versuch, sich Microsoft-Office-Jüngern anzubiedern. Ich persönlich hätte mir lieber einfach ein paar nette neue Opentype-Dialoge oder Listenfelder für die Seitenleiste gewünscht. Irgendwelche Officekompatibilität ist für mich eher zweitrangig.

Opentype-Ligaturen funktionieren in LibreOffice schon länger, aber intuitive Menüpunkte dafür fehlen auch in Version 6.4 noch.
Opentype-Ligaturen funktionieren in LibreOffice schon länger, aber intuitive Menüpunkte dafür fehlen auch in Version 6.4 noch.

Wie man der Facebook-Seite von LibreOffice entnehmen kann, lernt auch der LibreOffice-Formeleditor Math mit jeder Version dazu. Das entsprechende elektronische Handbuch zu LibreOffice Math wurde erst kurz vor Veröffentlichung von Version 6.4 erneuert und dort beworben, ebenso gibt es einen neuen Calc-Guide für die verbesserten Berechnungsfunktionen der Tabellenkalkulation.

Auch für LibreOffice-Programmierer tut sich einiges, die mitgelieferte Version von CPython wurde auf Version 3.7.6 gehievt und die UNO API aktualisiert. Auch die Makrosicherheit wurde verbessert, in der neuen Version lassen sich Makros wirklich systemweit verbieten, auch im Makroeditor selbst.

Am Horizont zeichnet sich derweil die Version 7 von LibreOffice ab. Prominenteste Neuerung dieser wohl im Sommer erscheinenden Inkarnation ist, dass sie statt auf Cairo wohl auf Skia als Grafikbibliothek setzen wird. Damit verbunden könnten weitere Performanzverbesserungen, vielleicht auch die eine oder andere neue Grafikfunktion sein, sofern sich die Entwickler nicht auch hier mehr auf Cloudfunktionen konzentrieren als auf die Desktopversion.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.