Auf Drängen des Föderalen Rats löst Lysandra Prado den recht unbeliebten Aryan Ripolin als Finanzministerin ab. Anastratin.de hat sie interviewt.
Anastratin.de: Guten Tag Frau Prado, Generalsekretär Nador Veleyan hat Sie überraschend in sein Kabinett berufen, nachdem der Föderale Rat seinen Finanzminister mehr oder weniger gestürzt hat. Kam die Rückkehr in die Tagespolitik für Sie überraschend?
Lysandra Prado: Vor noch einem Jahr hätte niemand es für möglich gehalten, aber wir leben in bewegten Zeiten.
Anastratin.de: Vor einigen Jahrzehnten haben Sie selbst als Generalsekretärin amtiert, ist Ihr neues Amt Teil eines Comebacks?
Lysandra Prado: Vermutlich war es eher der Verzweiflung der kaiserlichen Regierung geschuldet. Die Konföderation braucht dringend eine Finanzreform und viele Optionen hatte die aktuelle Regierung nicht. Vermutlich wäre ich auch nicht auf das Angebot eingegangen, wenn ein anderer als Nador Veleyan Generalsekretär gewesen wäre. Immerhin wurden die vergangenen Regierungen von meiner politischen Gegenseite gestellt.
Anastratin.de: An den Wahlergebnissen hat sich dadurch aber nichts geändert. Vermutlich wird sich Joel Rakuten, wenn sein gesetzlich vorgeschriebenes Sabbatical abgelaufen ist, wieder um das Amt des Generalsekretärs bewerben.
Lysandra Prado: Die nächste Legislaturperiode ist noch lange nicht. Ich kümmere mich nun erst einmal um das Hier und Jetzt.
Anastratin.de: Das Amt des Finanzministers war in den vergangenen Dekaden quasi ein Schleudersitz ins politische Aus. Was wollen Sie denn anders machen als Ihre Vorgänger?
Lysandra Prado: Wir werden wohl oder übel nicht darum herum kommen, unsere Wirtschaft umzustrukturieren. Der Außenhandel existiert faktisch nicht mehr. Das haben aber nicht meine Vorgänger zu verantworten, diese hofften lediglich, dass sich die Konjunktur oder unsere Bündnissysteme irgendwann wieder verbessern werden. Beides ist aber nicht in Sicht. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass wir auch künftig keine Handelspartner haben werden. Entsprechend müssen wir unsere heimische Wirtschaft und auch Teile unserer Gesellschaft umstrukturieren.
Anastratin.de: Wie meinen Sie das?
Lysandra Prado: Die Zeiten, wo wir in der Galaxis einen gewissen lokalen Einfluss hatten und ein frequentierter Handelspartner waren, die sind vorbei. Niemand interessiert sich mehr für unsere Kunst oder Technologie. Selbst unsere Diplomaten sind nicht mehr gefragt. Wir werden damit leben müssen, indem wir uns von der Idee einer Exportwirtschaft verabschieden. Und die bisherige Außenorientierung macht so auch keinen Sinn. Das erzeugt nur Frust und viele Spesen.
Anastratin.de: Damit klingen Sie genau wie Ihr politischer Gegner, Joel Rakuten.
Lysandra Prado: Ich spreche aber jetzt nicht primär als Außenpolitiker, sondern als Finanzministerin. Es geht mir nicht um Isolationismus. In den außenpolitischen Kreisen, in denen wir zur Zeit verkehren müssen, zwingt man uns permanent zu verlustreichen Spielchen, die wir ohnehin nicht gewinnen können. Ich muss als föderale Finanzministerin darauf plädieren, dass wir diese unsäglichen Spiele beenden, wenn wir auf die für uns doch recht unfairen Spielregeln doch wohl einfach keinen Einfluss haben. Das ist sonst einfach zu verlustreich für uns.
Anastratin.de: Das hat auch Aryan Ripolin versucht, es ist ihm nicht gelungen.
Lysandra Prado: Man darf nicht vergessen, dass Aryan Ripolin gut ein Jahrzehnt im Amt war und dass die Bundesstaaten nun einfach genug hatten von seinen gewagten finanziellen Manövern, wenngleich ich auch zugeben muss, dass er letztlich erfolgreich war. Er war aber nicht erfolgreich genug. Und das bestehende System hat er auch nur maximal ausgereizt, er hat es nicht geändert.
Anastratin.de: Was wollen Sie konkret ändern?
Lysandra Prado: Die Ausgaben für Joint Ventures müssen radikal gekürzt werden. Ich bin ein halbes Dutzend Projekte durchgegangen und musste feststellen, dass fast immer wir die finanziellen Hauptlasten tragen, selten aber Gewinn einfahren können. So können Sie nicht dauerhaft haushalten. Künftig sollten wir uns unsere Dienste bezahlen lassen, und die Geschichte hat uns leider gelehrt: Besser im Voraus.
Anastratin.de: Auch das hat Aryan Ripolin versucht, und sofort wurden Projekte gekündigt.
Lysandra Prado: Ja aber das sollte uns doch zu denken geben! Unsere Handelspartner WOLLEN NICHT für unsere Dienste zahlen. Das ist nichts mit echter „Gemeinschaft“. Und Aryan Ripolin hat es nur versucht, das zu ändern. Ich werde diese Schmarotzerei nun wirklich beenden.
Anastratin.de: Das sind recht harte Worte, lässt sich das auch durchhalten?
Lysandra Prado: Ja, mit dem geeigneten Rückhalt in unserer Regierung lässt sich das durchhalten. Und etwas anderes bleibt der kaiserlichen Regierung nicht übrig, sonst wird sie selbst nicht mehr lange im Amt sein. Aber Streichungen sind nicht die einzigen Mittel der Finanzpolitik, die mir vorschwebt. Ich denke, es ist Zeit für eine Währungs- und Steuerreform. Wir haben Bundesstaaten, die trotz allem gut da stehen und solche, die schwer gebeutelt sind. Gut stehen Staaten wie Südninda oder Andrasko da, die sich um Selbstversorgung bemühen und nicht auf Export fixiert sind, schlecht sieht es in produktionsorientierten Nationen wie Megara und Tyndalis aus, aber auch in manchen Metropolen. Hier wird auch zuviel importiert. Auch Saint Andrea, unsere Kolonie im Foriensis Sektor darbt, dort sind wir wirtschaftlich gegen die Wand gespielt durch die Kostenlospolitik der dortigen Admiralität. Wir müssen dringend deindustrialisieren und Logistik abbauen, wo sie nicht gebraucht wird. Die ersparten Ressourcen sollten dann in unseren Binnenhandel fließen und in die hiesige Sozialpolitik.
Anastratin.de: Die Admiralität des Foriensis-Sektors drängt gerade alle Foriensis-Anlieger dazu, künftig deren kostenlose Systeme zu nutzen. Was halten Sie davon?
Lysandra Prado: Ich halte nichts davon. Diese Systeme sind nicht wirklich kostenlos, sondern Abomodelle. Sie zwängen uns in eine recht fragwürdige Abhängigkeit von Leuten, denen wir nicht wirklich vertrauen können. Wir sind kein Entwicklungsland. Wir haben das überhaupt nicht nötig, unsere eigenen Systeme sind ausgereift und teils auch technologisch deutlich fortgeschrittener und wesentlich effizienter. Als Finanzministerin, aber auch als freiheitsliebende Bürgerin der Neu-Nitramischen Konföderation kann ich technische Fremdbestimmung nicht gut heißen. Ich bin dagegen und halte es für ausgeschlossen, diese Systeme jenseits des Rahmens der Admiralität zu nutzen. Es ist das Eine, wenn wir unsere eigene Technologie künftig nicht mehr exportieren, weil wir angesichts solcher Methoden nicht mehr konkurrenzfähig sind. Ich möchte aber klarstellen, dass es mir nicht darum geht, unsere wissenschaftlichen Errungenschaften aufzugeben. In Nitramien hat ausländische EDV und fremdbestimmte Technologie nichts zu suchen. Zumal die Vorgehensweise unseren Handelsstatuten widerspricht – sie ist weder offen, noch nachhaltig, noch fair.
Anastratin.de: Kommen wir zu einem anderen Thema, der Flottenreform – ein Dauerbrenner. Wie stehen Sie dazu?
Lysandra Prado: Am Dauerthema „Flottenreform“ kommt wohl keine nitramische Finanzministerin vorbei. Die Sache ist die: Wir werden tun, was geht, und lassen, was uns zu teuer käme. Ich denke, wir haben da schon recht gute, teils überraschend gute Konzepte und Pläne, die aber der militärischen Geheimhaltung unterliegen. Soviel kann ich aber verraten, dass die Zukunft unserer Handels- und Militärflotten gesichert ist. Und übrigens auch ohne die oben genannte „Kostenloshilfe“. Nur brauchen gute Dinge eben ihre Zeit, wir liegen allerdings derzeit gut im Zeitplan. Probleme wird es womöglich eher beim Personal geben, weil wir unsere Leute dann noch entsprechend schulen müssen. Aber auch dafür haben wir ein Konzept. Meine persönliche Aufgabe beim Großprojekt „Flottenreform“ sehe ich darin, dass es möglichst effizient ablaufen soll. Bloße Macherei würde mir nicht reichen. Und man muss natürlich auch im Auge behalten, dass wir für neue Raumfahrzeuge auch neue Raumhäfen brauchen. Darin sehe ich die größere Herausforderung.
Anastratin.de: Frau Prado, wir danken für das Gespräch.