Neuerliche Jubiläumsgedanken zu den Sims

Auf den Straßen der Welten von "Die Sims 3" ist immer was los und man kann allerlei NPCs bei ihrem Treiben beobachten.
Auf den Straßen der Welten von "Die Sims 3" ist immer was los und man kann allerlei NPCs bei ihrem Treiben beobachten.

Zwanzig Jahre existieren sie nun. Als die Sims 14 Jahre alt wurde, Sims 4 war gerade erschienen, schrieb ich recht ausführliche Jubiläumsgedanken. Viel ist dem nicht hinzuzufügen.

Wenn die letzten sechs Jahre eines bewiesen haben, dann, dass man den typischen Sims-Casualspielern mannigfaltige Neuaufgüsse servieren kann, ohne dass es ihre unbändige Kauffreude verringert, denn Sims 4 ist mit all seinen Addons einerseits eines der kommerziell erfolgreichsten Computergames weltweit, gleichzeitig sucht man irgendeine echte Innovation vergeblich. Alles, was es so an Addons für die aktuelle Version gibt, war eigentlich irgendwie schon mal da. Und auch wenn seit seinem Erscheinen Sims 4 immer mehr erweitert wurde, sein Vorgänger, die Sims 3, bietet mit seinen benutzerdefinierten Stilen und seiner viel offeneren Spielwelt immer noch mehr kreative Freiheiten.

Während andere virtuelle Welten inzwischen Raytracing bieten, hat sich bei der 3D-Grafik seit dem Vorgänger von Sims 4 kaum viel verbessert.
Während andere virtuelle Welten inzwischen Raytracing bieten, hat sich bei der 3D-Grafik seit dem Vorgänger von Sims 4 kaum viel verbessert.

Dass man vor allem sichtlich überall an Entwicklungskosten gespart hat, kann die Sims 4 immer noch nicht leugnen. Zwar gibt es inzwischen wieder Kleinkinder, Pools und allerlei anderes, worauf man beim Release 2014 noch verzichten musste, aber man sieht dem Spiel an, dass man beim Motion Capturing knausert mit der Folge, dass sich Teenager inzwischen äußerlich kaum noch von Erwachsenen unterscheiden.

Insofern bleibt meine Wunschliste von vor vier Jahren eigentlich immer noch aktuell, wird aber wohl auch für die inzwischen angedachte Version 5 nicht erhört werden. Vielleicht am ehesten kehrt die offene Welt der 3er-Version zurück, aber eine kontinuierliche, stufenlose Alterung wird so wohl genauso wenig umgesetzt werden wie eine 3D-Perspektive mit echter Steuerung und mehr echte Individualität und Dynamik in der Spielwelt.

Immerhin, nicht alle meine Wünsche von vor sechs Jahren blieben unerhört. Addons wurden, wie von mir gewünscht, tatsächlich oft als neue Stadtviertel integriert, deren Verbindung ist allerdings etwas umständlich. Es gibt inzwischen auch abgerundete Stile beim Häuserbau, aber die Wanddicke lässt sich immer noch nicht einstellen und Symmetrie ist Zwang. Alles andere hätte wohl tiefergehende Eingriffe in die KI notwendig gemacht, was den Entwicklungsaufwand wieder erhöht hätte. Ob es in einer künftigen Version kommt? Fraglich.

Stattdessen, allerdings noch sehr vage, überlegt man sich für Sims eine Rückkehr zu einem Onlinemodus. Zur Erinnerung: Ein Online-Sims gab es schon mal, als Casual Flashversion, und sie war letztlich eher ein Flopp, weshalb sie wieder eingestellt wurde. Nicht, dass man sowas den Sims-Fans nicht nochmal verkaufen würde, die kaufen ja offenbar alles, aber konzeptuell beißt sich eine offene Onlinewelt mit einer doch oft KI-gesteuerten Konsumentensimulation. Was sollte da der Mehrwert sein? Ein interaktiver Online-Bildschirmschoner, den man gemeinsam mit Freunden über das Netz betrachten kann?

Damit so etwas Sinn macht, müssten die vom Nutzer erstellbaren Welten doch noch deutlich individueller ausfallen, ein weiterer Aufguss der vorhandenen Schachtelwelt reicht nicht. Man muss schon deutlich sichtbare Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Kreationen der Nutzer feststellen können. Und die Welten müssten sich auch deutlich unterschiedlich verhalten, je nachdem, wie der Benutzer gestaltet. Erst dann macht es Sinn, anderer Leute Stadtviertel online zu besuchen. Denn anderer Leute Häuser und Haushalte herunterzuladen geht ja auch jetzt schon, und von weitem sehen sich die Sims viel zu ähnlich und verhalten sich zu generisch, als dass sich ein Onlinemodus wirklich lohnen würde.

Über Martin Dühning 1507 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.