Der allgemeine Shutdown hat dazu geführt, dass sich die 12. Flotte bis auf weiteres aus dem Foriensis-Sektor zurückgezogen hat. Davon profitieren die nitramischen Provinzen.
„Endlich haben wir mal genügend Fachkräfte und Material zur Verfügung!“, jubelt Luisa Amiratu, die amtierende Vizekönigin der Vereinigten Provinzen von Südninda, kommissarische Regentin der Metropolis von Ventadorn und Lordprotektorin von Azurea und Fearne. Grund für ihren Jubel ist der Umstand, dass das Ostlegat wegen des allgemeinen Shutdowns sämtliche Truppen und Spezialisten der 12. Raumflotte aus dem Foriensis-Sektor abgezogen und nach Ventadorn und Tyndalis verlegt hat. Dadurch werden enorme Kapazitäten bei der 10. Raumflotte frei, die nun den Provinzen zur Verfügung stehen. Die frei gewordenen Raumfrachter werden beispielsweise für den Binnenhandel eingesetzt, Spezialisten der 10. Flotte unterstützen die Nationalgarden und nicht gebrauchte Vorräte der Flotten kommen Kommunalprojekten zugute.
So konnte beispielsweise in Südninda in Rekordzeit das von Vizekönigin Luisa lang geplante Naturschutzprojekt „Soziales Wohnen für Flügelwesen“ umgesetzt werden. Bislang war die Vizekönigin wegen der klammen Kassen und der dünnen Personaldecke auf Spenden von Umweltfreunden angewiesen, um diverse Bruthilfen für Vögel und Insekten einzurichten – und das ging nur sehr schleppend voran. Nun aber konnte sie die nötigen Projekte mit den zusätzlichen Arbeitskräften und Materialien fast komplett ohne externe Gelder umsetzen.
Auch die kaiserlichen Domänen konnten mithilfe von Terraformern aus der 10. und 12. Raumflotte in Rekordzeit bestellt werden. „Wenn jetzt noch das Wetter stimmt, werden wir diesmal bestimmt eine prima Ernte haben!“, gibt sich die Vizekönigin zuversichtlich. Es ist sogar geplant, stillgelegte Flächen wieder zu reaktivieren, die wegen bislang mangelnder Kapizitäten schon seit Jahrhunderten nicht mehr bestellt werden konnten. So ist beispielsweise eine neue Kiwi-Plantage geplant und einige neue Obstplantagen. Durch die Dürre zerstörte Wälder sollen mit Flottenhilfe wieder aufgeforstet werden. Viele betagte Bauten und Brücken können nun endlich fast kostenneutral saniert werden.
Auch das mehrmals verschobene große Eisenbahnfest auf Ninda soll nun demnächst stattfinden. Auch hierfür laufen die Vorbereitungen schon seit Monaten, wegen Lieferverzögerungen und mangels Arbeitskräften wurde das große Ereignis aber immer wieder verschoben. Nun soll das Jubiläumsfest vom 21. bis zum 30. März stattfinden, zusammen mit einem großen Jahrmarkt. Sorgen wegen der Quarantäne und der Pandemie macht sich die Vizekönigin nicht. „Soweit wir das bislang wissen, betrifft die Pandemie nur Menschen und Fledermäuse. Beides gibt es in den Vereinigten Provinzen kaum. Daher ist eine Quarantäne in Südninda wohl nicht nötig.“
Die angespannte Situation in der großen weiten Welt um Südninda herum dürfte weiter anhalten. Wirtschaftsanalysten sagen deshalb voraus, dass es mit der innernitramischen Wirtschaft steil bergauf gehen wird. Schon jetzt verzeichnen nitramische Produkte, beispielsweise die Fairhandelshäuser und Werkhöfe, reißende Umsätze.
„Unsere heimischen Unternehmen sind durch die ganzen Shutdown-Aktionen anderorts praktisch konkurrenzlos geworden, wir haben endlich wieder freie Forschungskapazitäten und Kulturreserven, das dürfte unsere Kultur und Binnenwirtschaft enorm beflügeln“, so Generalsekretär Nador Veleyan, der sich durch die Entwicklung der Ereignisse in seinen Ansichten bestätigt fühlt. Egoismus, so der Generalsekretär, sei das übrigens nicht. Man habe, wie immer, seine technische Hilfen angeboten, aber das sei – wie immer – anderorts abgelehnt worden. „Wenn man unsere Unterstützung nicht haben will, können wir uns mal guten Gewissens um uns selbst kümmern. Das ist nur fair, auch unserem eigenen Volk gegenüber.“