Once upon a time – in Seattle…

Seattle bei Nacht (Foto: Johan Bos via Pexels)
Seattle bei Nacht (Foto: Johan Bos via Pexels)

„Once upon a time“ ist eine Fernsehserie, mit welcher ich mir in den Jahren nach 2014 so manch dunkle und einsame Nächte vertrieben habe. Nun ist die siebte Staffel bei Amazon Prime erschienen.

Die Jahre nach 2012 waren in meinem Leben wenig märchenhaft, es fehlte jeglicher Zauber. Umso mehr habe ich die amerikanische Fernsehserie „Once upon a time“ genossen, mit Lana Parrilla als Regina Mills, Robert Carlyle als Mr. Gold alias Rumpelstilzchen, Jared S. Gilmore als Henry und Jennifer Morrison als Emma Swan. So manche dunkle Nacht habe ich mir damit vertrieben. Besonders die ersten drei Staffeln habe ich geliebt, bevor sich die Story dann unweigerlich, das Disney-Märchenimperium durchforstend, zu wiederholen begann.

Im April 2020 erschien nun die finale Staffel bei Amazon Prime. Die siebte Staffel von „Once upon a time“ – und das ist vielleicht der größte Kritikpunkt daran – ist tatsächlich weitestgehend eine weitere Wiederholung, die man sich, wie einige Kritiker bemängeln – durchaus hätte sparen können. Denn ein weiteres Mal kommt ein dunkler Fluch zum Einsatz, der im Verlauf der Staffel und mit vielen Rückblicken in die unbekannten Seiten von Märchenfiguren, aufgelöst wird. Auch der Mutter-Tochter-Konflikt bzw. Schwesternkonflikt zwischen den Bösewichtinnen löst manches Deja-Vue aus. Das ist tatsächlich nicht viel anders als in den Staffeln davor. Allerdings konnte ich der siebten Staffel durchaus mehr abgewinnen als der sechsten Staffel, mit welcher die Serie durchaus hätte abschließen können – denn Staffel 7 ist nicht nur eine Wiederholung, sie ist eine liebevolle Pastiche auf die Serie. Das erkennt man an den geringfügigen Unterschieden. Diesmal steht nämlich nicht mehr Emma Swan im Mittelpunkt, sondern ein gealterter Henry, nunmehr gespielt von Andrew J. West, welcher sich in die Rolle durchaus gut einfügt. Der verbleibende kleinere Kreis der Schauspieler geht recht vertraut miteinander um. Immer wieder findet der Serienfan offene oder versteckte Anspielungen auf die vergangenen Staffeln der Serie. Der Schauplatz wurde verändert von der beschaulichen Ostküste der USA nach Seattle. Und die Anderswelt ist diesmal nicht das Märchenland, sondern das Wünschereich, wo einiges etwas anders läuft als gewohnt, woraus sich auch einige Plottwists und unerwartete Wendungen ableiten. Diese sollen nicht verraten werden.

Besonders schön ist allerdings die letzte Folge, welche die gesamte Serie – also alle 7 Staffeln – wie ich finde sehr würdig abschließt, und das nicht ohne viel Wehmut. In ihr erhält, wie es sich für ein Märchen gehört, jeder das Ende, was er verdient – und teils noch mehr. Man kann sich von allen geliebten und weniger geliebten Märchenfiguren mit genug Screentime verabschieden nach dem Motto: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Kann sich eine Fernsehserie nach 7 Staffeln mehr wünschen?

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.