Leben am Limit

Müllberge in Myanmar (Foto: Stijn Dijkstra via Pexels)
Müllberge in Myanmar (Foto: Stijn Dijkstra via Pexels)

Wir leben inzwischen an den Grenzen des Seins, mit voller Absicht, so sind wir verortet. Uns selbst sind wir schon lange nicht mehr genug, immer mehr muss es sein und mehr. Und wenn das nicht reicht, mit Wucht, setzen wir noch eins drauf.

Dabei verarmt das Herz und die Seele, an die nicht mehr geglaubt wird, weil wir angeblich Konstrukte sind, Erzeugnisse unserer selbst und eines Geistes, der frei sein soll – aber doch nicht sein darf, wenn man genau hinsieht. Denn wirkliche Freiheit wäre auch die Freiheit von inneren Zwängen und Trieben, die zu befriedigen aber als Sinn der Freiheit tituliert wird.

Das ist aber keine Freiheit, wenn man nur seinen Neigungen hinterher eilt, was uns bewusst ist – und gerade das zwingt uns vielleicht immer weiter, an die Grenzen, in dem eigentlich recht infantilen Glauben, eine Sache würde dadurch besser, dass man sie bis zu den Grenzen der Kraft und des Möglichen verfolgt.

Leben im Exzess: Es ist der Wahn nach dem Glück, das man angeblich durch  solche Selbstoptimierung erreichen soll, eine Fata Morgana, die schon viele in den Wahn trieb und die manch guten Menschen auf dem Gewissen hat. Denn wenn man eitle Feuer schürt, wird man nicht selbst zum Licht, man brennt nur aus.

Genau genommen ist vieles, was heute als Glücksbringer und Freiheit daherkommt, die größte Sklaverei – für uns selbst, aber auch für die, welche für unseren falschen Reichtum zu bezahlen haben: Jene, die wir als schwächer erachten, die Fremden, die Tiere, das stille Leben von Mutter Natur und all jene, die erst Zukunft sind…

… eine Zukunft, um die es den Heutigen in ihren hehren Festreden vom Fortschritt angeblich geht, die sie durch ihre Taten aber vereiteln.

Über Martin Dühning 1523 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.