Mittsommerliches Interview mit Kara Delica

Luisa Amiratu und Kara Delica präsentieren das neue Red Love Apfelgelee (Foto: Martin Dühning)
Luisa Amiratu und Kara Delica präsentieren das neue Red Love Apfelgelee (Foto: Martin Dühning)

Es ist Mittsommerfest in Südninda. Anastratin.de hat die berühmte Verlegerin Kara Delica mal wieder interviewt.

Anastratin.de: Lady Delica, Ihr seid seit Eurer Nobilitierung zur Esquiress nicht mehr nur Leiterin eines Verlagshauses, sondern eines Handelsunternehmens. Wie fühlt Ihr Euch dabei?

Kara Delica: Sie können mich gerne auch weiter siezen, über den Adelstitel fühle ich mich sehr geehrt, aber ich bin keine neue Person deswegen. Ich fühle mich eher ein bisschen ältlich, wenn man mich mit „Mylady“ anspricht. (kichert)

Anastratin.de: Wie geht es Ihrem Unternehmen, dem Kara Delica Handelshaus, denn wirtschaftlich? Hat sich der Adelstitel hier ausgezahlt?

Kara Delica: Der Adelstitel erlaubt mir, etwas mehr Besitz zu haben, als mir als Einzelperson vorher erlaubt gewesen wäre und die Marktrechte, die ich nun in Athena besitze, wären sicher auch recht praktisch, wenn dort endlich mal gebaut würde. Bislang steht dort nur der provisorische Anlegesteg für meine Brigantine und ich habe noch nicht mal einen Kran, um die Waren von dort auf die Schienen zu hieven. Daher verladen wir die meisten Waren weiterhin in Ventadorn. Ich rechne auch nicht so schnell damit, dass sich daran etwas ändert. Ansonsten muss ich sagen, läuft es relativ gut wirtschaftlich, hauptsächlich dank der Finanzreform von Generalsekretärin Lysandra Prado. Wir profitieren auch vom regen Handel mit Hajoida und Altdunia, während die Fernhandelsverbindungen quasi obsolet geworden sind. Das ist letztlich vielleicht auch besser so, denn wir haben da immer nur draufbezahlt. Wesentlich besser fahren wir mit dem Binnenhandel, da sind die Transportkosten auch nicht so hoch, weil ich alles selbst transportieren lassen kann.

Anastratin.de: Haben die neuen Eisenbahnlinien eine Besserung gebracht?

Kara Delica: Aber ganz bestimmt, wir können damit sehr viel transportieren und ich habe jetzt sogar einen kompletten Güterzug – die Lokomotive haben wir übrigens „Snuff II“ getauft. Sie ist ein kräftiger kleiner Dampfdrache, der viele Marmeladenrungenwägen ziehen kann.

Anastratin.de: Man hört allerdings, dass Sie große Bestände an Marmelade in Ihren Lagern haben, die Sie trotz neuer Transportmöglichkeiten nicht losgeworden sind.

Kara Delica: Das betrifft nur die Quittenmarmelade, da haben wir halt sehr große Mengen durch die guten Ernten der vergangenen zwei Dekaden. Die Bestände sind lange haltbar und wenn wir diesmal mit der Ernte nicht so viel Glück haben, reduzieren sie sich sehr schnell. Von der Blaubeermarmelade haben wir dagegen kaum noch etwas übrig, obwohl Luisa Amiratu damals viel produzieren ließ. Wenn dann erst mal die neue Eiscremefabrik eingeweiht ist, werden wir ohnehin alles los. Es gibt hier in fast jeder Stadt eine Eisdiele, der Bedarf ist hoch. Und Quittencremeeis kriegen sie nirgendwo sonst.

Anastratin.de: Bislang wurde die Eiscremefabrik aber noch nicht eingeweiht.

Kara Delica: Das ging leider nicht wegen des Hitzenotstandes und der vielen Unwetter. Wir möchten ja nicht, dass die Gäste zu schaden kommen. Außerdem eilt es Luisa und mir nicht, der Sommer ist noch lang, da können wir noch genug Eis produzieren, wenn mal nicht Notstand und die Nationalgarde mal nicht im Dauereinsatz ist.

Anastratin.de: Machen Ihnen die vielen Unwetter keine Sorgen?

Kara Delica: Ja, für Transportaufträge ist das natürlich nicht gut. Solange Sturmwarnung herrscht, liegt meine Brigantine in Milony Island vor Anker. Wir wollen ja nicht, dass sie sinkt. Ansonsten machen sich natürlich vor allem die Plantagenbesitzer und Bauern Sorgen. Unwetter sind schlecht für die Ernte. Mein Handelshaus verlegt nur Waren, wir produzieren nichts selbst, im Falle von Missernten sind wir nicht direkt betroffen. Das Extremwetter setzt uns aber allen zu – selbst im sehr milden Milony Island ist es doch sehr heiß zur Zeit. Luisa und ich waren deshalb auch kaum unterwegs in den Provinzen. Nur die internationalen Kinoabende am Wochenende in Juletree besuchen wir noch regelmäßig. Das darf man sich ja nicht entgehen lassen. Derzeit läuft „Loki“ im Hauptprogramm, das ist schon wirklich ein riesen Hit.

Anastratin.de: Sie waren bei den Kinoabenden, die inzwischen seit vielen Jahren eine feste Einrichtung sind, von Anfang an fest dabei. Wie kam es dazu?

Kara Delica: Den Anfang machte eine Petition unseres heimischen StarTrek-Fanclubs. Sie überzeugten Luisa Amiratu davon, Lizenzen zu „Picard“ und „Lower Decks“ zu besorgen. Dann folgten andere Serien und Abenteuerfilme. Inzwischen ist das zu einer schönen Tradition geworden – und es bereichert unsere ansonsten sehr anspruchsvolle Kulturszene um leichte Popkultur. Es ist ja schon wichtig, dass man auch einfache Leute anspricht, mich zum Beispiel (lacht). Dafür gibt es nun den Kinokulturfonds. Wir machen das auch nationenübergreifend, oft haben wir auch Gäste aus Hajoida dabei. Allerdings soll es nicht dabei bleiben: Als nächstes soll die heimische Filmindustrie neu aufgebaut werden. Wir planen ein paar eigene Fantasyfilme. Momentan bauen wir noch am Filmstudio.

Anastratin.de: Ich bin sicher, da ist dann auch ein Film über Ihre Freundin Luisa und Sie dabei.

Kara Delica: Haha (lacht), dafür sind wir beide schon ein bisschen zu alt. Aber wir könnten Polly Atanavi als Luisa casten, dann ginge das schon. Sie wird ja ohnehin ständig für Luisas jüngere Zwillingsschwester gehalten. Und wenn es ein Piratenfilm werden soll, könnte ich auch mein Schiffchen dafür zur Verfügung stellen (kichert). Nein, nein, der nächste Film soll eher ein Asia-Aktionfilm werden. Wissen Sie, Luisa und ich sind große Fans von Jacky Chan und die prächtige Kulisse von Xinli in Hajoida muss man natürlich auch irgendwie nutzen.

Anastratin.de: Sie besitzen ja auch ein eigenes Fotostudio.

Kara Delica: Ja das stimmt. Bislang haben wir allerdings nur ein paar Naturdokus erstellen lassen, die zeigen meist unsere Naturschutzgebiete. Sie glauben gar nicht, was wir alles für Tiere in unseren Naturreservaten haben: Molche, seltene Libellen und Vögel, Dachse, Eichhörnchen und noch vieles mehr. Und die vielen wunderschönen Blumen! Auch das gab schöne Aufnahmen. Wir müssen die schöne Natur dokumentieren, so lange wir sie noch haben.

Anastratin.de: Wie meinen Sie das?

Kara Delica: Das böse Ausland wirft teils ja schon gierige Blicke auf unsere Naturschutzgebiete. Nicht alle wissen Mutter Natur zu schätzen und wir haben da wenig Verbündete, die unsere ökologische Haltung teilen. Deshalb schauen wir auch, dass wir die Schönheiten unserer kleinen Welt publik machen. Sonst gewinnt nur wieder irgendwelcher Kommerz.

Anastratin.de: Das klingt aus dem Mund einer Unternehmerin etwas seltsam.

Kara Delica: Freier Handel dient dem Gemeinwohl und der schöpferischen Entfaltung, nicht umgekehrt. Ich handle auch hauptsächlich mit schönen Dingen. Ich würde niemals mit Sachen handeln, die anderen schaden, egal, wieviel Geld das ergäbe. Ich würde die Natur nicht kaputt machen. Ich betreibe Handel, damit jeder an unseren wundervollen Schätzen teilhaben kann, der das zu schätzen weiß.

Anastratin.de: Wenn jeder so denken würde, wie Sie, dann wäre die Welt sicher ein Paradies.

Kara Delica: Nicht unbedingt. Zum Handeln gehören ja immer zwei: Einer, der zu fairen Konditionen seine Ware anbietet, und ein anderer, der diese Ware zu fairen Konditionen annimmt. Wenn Gier und Neid herrschen oder die Kunden nur an sich denken, dann hilft auch der netteste Händler nichts. Auch muss ein gewisser Wohlstand herrschen: Hungerleidenden können Sie nicht wirklich guten Herzens etwas verkaufen, ohne sie auszunutzen. Der Markplatz alleine macht die Welt noch nicht zum Paradies, der Rahmen muss auch stimmen: Freiheit, Gerechtigkeit und ein gewisses Grundeinkommen, damit man auch Waren kaufen kann. Das kann ich als Händlerin nicht alles alleine stemmen, dafür braucht es einen Rechtsstaat. Den haben wir hier in Südninda, und das ist gut so, aber es gibt ihn nicht überall in der Welt – und das ist schlecht. Daran sollte man dringend arbeiten. Ich versuche daran mitzuarbeiten, indem ich nur fair gehandelte Waren anbiete oder solche, die hier lokal selbst hergestellt werden. Damit werde ich nie wirklich reich werden, aber meine Arbeit macht die Welt dann nicht zu einem schlechteren Ort. Ich möchte aufbauen, nicht ausbeuten. Ausbeutung finde ich unmöglich. Das darf einfach nicht sein! Fairer Handel ist mir wichtig.

Anastratin.de: Das ist vielleicht ein gutes Schlusswort. Wir danken Ihnen sehr für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg!

Kara Delica: Vielen Dank ebenso. Machen Sie es gut!

Das Interview führte Nils Kawomba.

Nils Kawomba
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Nils Kawomba, ehemals Chefredakteur der NNZ (Neue Nitramische Zeitung), ist unser nitramischer Korrespondent in Ventadorn (Ninda).