Allein den Betern…

Beter (Foto: Marcio Dossantos via Pexels)
Beter (Foto: Marcio Dossantos via Pexels)

Neben Entrüstung, wie in Matthias Claudius‘ „Kriegslied“, führt die Erfahrung von Gewalt und Krieg auch zu Resignation und Flucht in die Spiritualität. Davon spricht das Sonett „Allein den Betern“ …

Als Reinhold Schneider 1936 sein inzwischen weit bekanntes Sonett verfasste, war noch nicht wieder Krieg in Europa, aber die Schrecken des Ersten Weltkriegs waren noch nicht vergessen und das Schreckensregime der Nationalsozialisten zeichnete sich ab. Dem christlich-konservativen, badischen Dichter scheint angesichts des Entsetzens nur noch eine Flucht in gläubige Spiritualität möglich, wobei ihm bewusst bleibt, dass sich diese nicht aktiv gegen das Unrecht wehrt, sondern sich „verhüllt“. Als Christ hält er allerdings an der Hoffnung fest, dass, wie das letzte Terzett feststellt: „Gott aus unsern Opfern Segen wirkt / Und in den Tiefen, die kein Aug‘ entschleiert / Die trocknen Brunnen sich mit Leben füllen“.

Hoffnungsvolles Beten für Frieden – In diesem Sinne besitzt der Text eine bleibende Aktualität, gerade auch vor dem Horizont des aktuellen Ukraine-Krieges, der mitteleuropäische Bürger oft ratlos zurücklässt. Denn Krieg lässt sich mit Vernunft allein nicht wegerklären. Friedensgebete sind vielleicht noch die beste Möglichkeit, mit dem Widersinn und der Barbarei produktiv umzugehen.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.