Es gibt, aus gutem Grund und nicht umsonst, in vielen Religionen ein Bilderverbot. Denn nichts ist schwieriger, als religiösen Erfahrungen Materialität zu verleihen. Dennoch, soll das Göttliche nicht verschwiegen und vergessen werden, muss man es versuchen.
Die katholische Lösung für das Bilderverbot ist der angewandte Ikonoklasmus durch vielfältige symbolische Verweise mit mehrfacher Brechung. Kein Kunstwerk steht monolithisch für sich, wie es Götzen tun, sondern die Bildsprache verweist nur auf Höheres. So wird das Bild zwar vorgestellt, aber nicht absolut gesetzt, sondern es verweist nur mittels visualisierter Symbolsprache auf das Transzendente. Einzelne Bildwerke stehen immer in Bezug zu anderen und werden somit relativiert. Dabei bleibt aber die Gefahr, dass der Betrachter einzelne Bilder bei nächstbester Gelegenheit für ein Gottesbildnis nimmt und damit Bild mit Göttlichem verwechselt. Um dies zu erschweren, ist moderne religiöse Bildkunst meist stark abstrahiert. Dies greift einem beliebten Missverständnis religiöser Kunst vor, nämlich dass man religiöse Erfahrung mit Ästhetik verwechselt, Schönheitskonventionen also für das Göttliche hält. Die absolute Verneinung dieser beliebten, aber grundfalschen Auffassung ist das Kreuz: Es zerstört mit seiner anti-ästhetischen Botschaft jegliche Bildkonvention. Ursprünglich zumindest.
Die Schwierigkeit bleibt aber, dass auch die Symbolsprache selbst durch zunehmenden Gebrauch verdinglicht und ihren Zeigecharakter verliert. Im einfachsten Fall wird aus den Symbolen Symbolgeröll, Schmuckwerk, das sich der Betrachter nach Lust und Laune zu eigenen Gottesbildern zusammenbastelt, im noch schlimmeren Fall wird ein anspruchsvolles Zeichengefüge doch wieder vergötzt und absolut gesetzt. Dennoch ist es sinnvoll, sich an religiöser Kunst zu versuchen, denn auch dies ist eine meditative Praxis, vielleicht sogar Liturgie. Letztlich geht es nicht darum, dass Göttliche wirklich darzustellen, sondern die menschliche Erfahrung damit zu thematisieren. Ohne diese bleibt der Glaube gegenstandslos. Aufgabe von gelebtem Christentum ist es nicht nur, für solche Erfahrungen offen zu bleiben, sondern auch, solche Erfahrungsräume zu schaffen und sie zu thematisieren.
Darum habe ich mich ein wenig an religiösen Bildwerken versucht, direkter Anlass ist der Ostergottesdienst am Hochrhein-Gymnasium 2023, den ich wieder koordinieren werde und die zugehörigen Plakate. Bis dahin ist noch genug Zeit, ein paar Werke zu erschaffen, welche die oben genannten Kriterien berücksichtigen. Am einfachsten ist es, wenn man das Bild her von der Gotteserfahrung her konzipiert und nicht von der Story, deshalb eignen sich Psalmen und prophetische Literatur mehr als Geschichten, die dann doch wieder dazu verführen, einfach Personen und Handlungen darzustellen. Daher habe ich mich an Jesaija 43,2 und Offenbarung 22,13 orientiert.
Die drei Werke zur Auferstehungserfahrung sind – erwartungsgemäß – erst mal im Konventionellen verhaftet geblieben und daher noch unzufriedenstellend. Da ist es noch ein langer Weg …