Seit etwa drei Jahren ist der Bahnhof von Juletree wegen Umbauten geschlossen, die Bürger müssen mit Schienenersatzverkehr vorlieb nehmen. Rechtzeitig vor Weihnachten möchte Vizekönigin Luisa Amiratu den Bahnhof wieder eröffnen.
Nötig geworden waren die Umbauten, weil der alte Bahnhof für den deutlich gestiegenen Schienenverkehr zu klein geworden ist. Seit auch in Richtung Delphinas und Kournia regelmäßig Züge verkehren, waren die offenen Gleisübergänge wegen der vielen querenden Züge ständig gesperrt gewesen. Ein neues Stellwerk wurde nötig. Außerdem war das alte Bahnhofsgebäude nicht wirklich barrierefrei. Dies soll der Umbau nun bewerkstelligen.
„Wir sind hier überglücklich, dass wir den kompletten Bahnhof einfach oberirdisch erweitern können und keinen Unterwasser-Bahnhof bauen müssen, so wie andere Leute anderorts, weil dort habgierige Politiker Bahngrundstücke aus Gemeineigentum zum eigenen Vorteil verscherbelt haben, um sich damit dann selbst eine goldene Nase zu verdienen!“, hob Vizekönigin Luisa Amiratu bei ihrer Pressekonferenz am 6. Dezember an: „Probleme hat uns nur bereitet, dass unser schöner historischer Bahnhof in Juletree – den wir für den Umbau übrigens auch nicht demolieren müssen wie andere Leute anderorts, sondern den wir liebevoll erhalten wollen, dass dieser unser schöner Bahnhof in Juletree leider Ziegelsteine in einer wirklich seltenen Farbe hat, Nougat nämlich, die sehr lange Zeit nirgendwo mehr in ausreichender Zahl erhältlich waren. Aber nun ist das Lieferproblem behoben und wir können den Bahnhof bald fertig bauen! Dabei lassen wir uns natürlich auch ein wenig von unserem schönen neuen botanischen Garten inspirieren, der direkt in Bahnhofsnähe steht und das Bahnhofsgebäude mit seinen Grünanlagen abrunden wird.“
Neu im Bahnhof sollen nicht nur Rampen und breitere Zugänge für Rollstuhlfahrer sein, sondern auch erweiterte Sanitäranlagen und eine Service-Station der Bahnhofspolizei. „Unsere Bahnhöfe sind nämlich Orte voller Leben, wo man, wenn man Hilfe braucht, geholfen bekommt, und nicht so Service-Wüsten und rechtsfreie Zonen wie bei anderen Leuten anderorts, wo Bahnhöfe allenfalls überteuerte Profitmeilen sind oder dunkle Abgründe. Aber das ist für uns hier auch nicht weiterhin erstaunlich, denn wir sind ja hier auch nicht wie andere Leute, zum Glück“, grinste die Vizekönigin den Pressevertretern entgegen.
Bahnstreiks müssen die Bewohner von Ninda übrigens auch nicht befürchten, wie andere Leute anderorts, denn die nindanischen Bahnbeamten sind, wie das ihre Berufsbezeichnung schon vermuten lässt, Beamten und werden, wie in Ninda üblich, für ihre Arbeit angemessen alimentiert, sie bekommen sogar ein überdurchschnittlich hohes Gehalt, so wie das Vizekönigin Luisa für alle ihre Mitarbeiter in Südninda durchgesetzt hat, nicht nur bei der Eisenbahn.
Das schon recht mondäne Zugangebot von Südninda soll in diesem Winter übrigens, wie die Vizekönigin das erstaunte Publikum wissen ließ, noch um einen Nachtzug bereichert werden: Der neue „Saphir-Express“, ein saphirblauer Zug mit Schlaf- und Gesellschaftswaggons soll den grünen „Smaragd-Express“ der South-Ninda Coastal Railway ergänzen, der meist tagsüber unterwegs ist. Beide Züge sind Fernzüge. Vizekönigin Luisa träumte am Ende ihrer Rede sogar davon, dass der Saphir-Express eines Tages sogar bis nach Großhajoida fahren könnte, wenn einmal bis dorthin Gleise verlegt wären. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Sehr viel wahrscheinlicher aber ist, dass wir demnächst über die Wiedereröffnung des Bahnhofs von Juletree berichten können.