Luisa Amiratu kann feiern, dass sie nunmehr seit über 100 Jahren in Ninda heimisch ist und auch Vizekönigin ist sie schon seit bald 85 Jahren. Anastratin.de hat sie deshalb nochmal interviewt.
Anastratin.de: Frau Amiratu, Sie sind nun schon über ein ganzes Jahrhundert lang Bewohnerin von Südninda. Wie lebt es sich in Nitramien?
Luisa Amiratu: Einhundert Jahre sind es schon. Ich kam damals als junge Zwergfee mit 16 nach Ninda. Hihi, und jetzt bin ich eine olle Schachtel! Wie schnell die Zeit vergeht, wenn man Spaß hat! Es waren tolle Jahre und ich durfte viel erleben. Aber ich hoffe, dass noch mehr kommt.
Anastratin.de: Blicken Sie noch manchmal auf Ihre emolanische Kindheit und Jugend zurück?
Luisa Amiratu: Ich kann mich ehrlich gesagt an nicht sehr viel in Emolas erinnern, da war was mit einem Unfall, falls Sie das nicht wissen. Aber selbst wenn, denke ich nicht, dass es gegen all die vielen Abenteuer, die ich hier mit meinen Freundinnen erleben durfte, bestehen könnte. Mit meinen Abenteuern könnten Sie ja ganze Romane füllen…
Anastratin.de: Seit dem Jahr 501 regieren Sie als Vizekönigin über die Vereinigten Provinzen von Südninda. Konnten Sie in den vergangenen 85 Jahren das Land nach Ihren Wünschen gestalten?
Luisa Amiratu: So ganz zufrieden bin ich natürlich nie. Aber das Land hat sich schon recht schön entwickelt. Gut, wir haben immer noch Ärger mit den bösen Nachbarn, aber wir stehen besser da als vor meiner Regentschaft. Sicherlich könnten wir ein paar mehr Verbündete brauchen und wenn Sie über 10 ehemalige Königreiche, eine Großstadt und zwei weitere Protektorate regieren, ist immer irgendwo etwas los oder zu reparieren. In Juletree sind wir ja immer noch an dem Bahnhof dran, da mussten wir Jahre auf das Baumaterial warten, in Nova Valentia müssen die Plantagen generalüberholt werden und wir brauchen da auch eine neue Festung und auch überall sonst steht Reparaturarbeiten an. Aber wir haben gut funktionierende Nationalgarden und die Bürger sind insgesamt sehr hilfsbereit.
Anastratin.de: Die Ernten waren in der vergangenen Saison in Südninda ja nicht sehr erbaulich ausgefallen, was planen Sie für die nächste Saison.
Luisa Amiratu: Ja, die letzte Quittenernte war eine Katastrophe und die Apfelernte recht mau. Ehrlich gesagt müssen wir da schauen, wie wir einen Mittelweg zwischen Investition und Sparen finden. Leider müssen wir sagen, dass wir unsere meisten Abnehmer in den letzten hundert Jahren ohnehin verloren haben, egal, wie die Ernte ausfällt und eine Großzahl unserer Obstbäume ist inzwischen ziemlich alt und kränklich. Der zunehmende Klimawandel, besonders die Dürreperioden, setzen unserer Landwirtschaft zu, die Landschaft versteppt schneller als unsere Klimaforscher befürchtet hatten und trotz unserer inzwischen wirklich gut ausgebauten Bewässerungssysteme. Oft ist es inzwischen schlichtweg zu heiß in Ninda. Wir müssten schauen, dass wir uns landwirtschaftlich breiter aufstellen. Vielleicht weniger Obst und mehr Blumen. Die Lavendelplantagen laufen ja sehr gut. Wirtschaftlich läuft die Kleinkunst auch wesentlich besser als der Obst- und Marmeladenhandel, da werden wir wohl mehr in die Manufakturen investieren.
Anastratin.de: Der florierende Kunsthandel hat sicher auch mit dem Handelsvertrag mit Veamoris zu tun.
Luisa Amiratu: Ja natürlich, da sind wir auch superglücklich darüber, dass wir da so tolle Freunde haben. Wir importieren da auch wunderschöne Waren, an die wir sonst nie kommen würden und die es eigentlich auch nirgendwoanders gibt. Außerdem freuen wir uns, wenn wir beim Bau des neuen Schlosses in Husevie helfen können. Da planen wir, ein paar schöne Fenster beizusteuern, die Vorarbeiten in den vizeköniglichen Werkhöfen laufen dazu bereits an. Und auch die Feen von Kournia sind gute Kunden sowohl von Veamoris als auch von uns. Das bereichert unser Leben schon sehr.
Anastratin.de: Sie sprachen von einer neuen Festung? Befürchten Sie einen Angriff?
Luisa Amiratu: In Ninda müssen Sie immer mit Angriffen von außen rechnen. Das ist zwar sehr deprimierend, aber leider eine Realität, die Sie nicht ignorieren sollten. Wir verfügen über ein ausgezeichnetes Überwachungssystem, aber unser Festungssystem zerfällt. Daher ist schon sehr lange eine neue Festung bei Carracas geplant, sie soll Cair Castanejis heißen. Momentan ist sie noch eine Baustelle, aber vielleicht schaffen wir es, sie in den nächsten Jahren auszubauen. Da könnten wir dann auch einen neuen Werkhof für Kunstwerke integrieren, denn die industriellen Anlagen in Fearne und Ventadorn sind überlastet.
Anastratin.de: Wird das feindliche Kräfte nicht provozieren?
Luisa Amiratu: Wieso denn bloß sollten wir auf Feinde Rücksicht nehmen? Rücksicht nimmt man auf Freunde und Verbündete, nicht auf solche, die einem Übles wollen – und schon gar nicht, wenn es um die eigene Sicherheit geht! Man sollte nicht die Fehler der Altdunier wiederholen, sinnlos herumzugeizen und sich allem und jedem geschlagen geben, ohne dass es überhaupt jemand verlangt hat. Dadurch ist für unser Volk viel Ärger entstanden und die Folgen werden noch lange spürbar bleiben. Meine Devise ist: Gute Grenzen erhalten einen guten Frieden. Und dafür brauchen wir die Festung. Außerdem ist unser größter Feind die Verwüstung und Versteppung von Ninda – und auch dafür brauchen wir den Stützpunkt in Carracas, wir können die Nationalgardisten ja nicht im Freien übernachten lassen.
Anastratin.de: Globale Krisen fordern auch Südninda heraus – Kriege rücken näher, Großmächte brechen zusammen, die globale Wirtschaft schwächelt und die intergalaktische Inflation geht auch an Ninda nicht spurlos vorüber. Halten Sie Ninda dafür ausreichend gewappnet? Eine Festung wird da ja nicht viel ausrichten können.
Luisa Amiratu: Wir tun, was wir können. Gegen das Wetter können wir nicht viel ausrichten. Aber insgesamt sind wir in Ninda relativ gut aufgestellt. Wir halten Notlagerbestände für den täglichen Bedarf, sodass diverse Handelsengpässe abgefedert werden und der Handelsmagistrat hält die meiste Inflation draußen. Da ist eher ein Problem für externe Preistreiber, denen in letzter Zeit häufiger die Handelslizenz entzogen wurde. Der Kreis unserer Handelspartner könnte natürlich auch größer sein. Generell wollen wir aber nicht unsere Güter loswerden oder irgendwelchen Ramsch, wir suchen also gute Handelspartner. Ich denke, wir waren da in den letzten Jahren auf einem guten Weg. Wir haben die richtigen Leute gefunden. Wie gesagt, Sorgen bereitet mir eher der Klimawandel. Ich wollte eigentlich nicht die Vizekönigin sein, unter der Südninda zur Wüste wird. Aber die letzten Jahrzehnte waren schon arg dürr.
Anastratin.de: Haben Sie schon einmal an einen Ruhestand gedacht?
Luisa Amiratu: Nun ja, da ich nun selbst meinen einhundertelften Feengeburtstag hinter mir gelassen habe und damit inzwischen deutlich älter bin als jede normale Zwergfee in den Altlanden von Leinarkunion jemals wurde, denke ich natürlich schon manchmal ans Alter. Allerdings ticken die Uhren hier in Nitramien anders als anderswo – und im Vergleich mit Legat Christopher Albin oder gar König Miloni, der schon weit über 500 Jahre alt und immer noch im Amt ist, bin ich ja fast sogar noch ein junger Hüpfer. Solange ich mich gut fühle und auch andere mit mir zufrieden sind, möchte ich daher ganz gerne noch Vizekönigin bleiben. Wer weiß, vielleicht kommen jetzt ja noch die besten Jahre! Ich würde so gerne erleben, dass wir hier mal eine unbeschwertere Friedens- und Freudenzeit haben in Ninda und auch in ganz Nitramien – und darauf hoffe ich weiterhin und werde nach Kräften tun, was in meiner Macht steht! Davon kann ich Ihnen ja dann auch vielleicht in einem künftigen Interview berichten!
Anastratin.de: Das würde uns auch freuen. In diesem Sinne: Frau Amiratu, wir danken für das Gespräch!
Luisa Amiratu: Gern geschehen und gerne wieder!
Das Interview führte Nils Kawomba.