Hier folgt die Fortsetzung des Märchens vom Pistazienpilz aus den „Geschichten aus Veamoris“.
Teil 2 – Die Überquerung des Flusses Niehr
Phiilp war kaum außer Sichtweite des Stadttores, da vernahm er abermals einen verlockend süßen und bekannten Duft. Voller Vorfreude schaute er in seinen Beutel. Und tatsächlich lagen neben seinem Reiseproviant wieder 2 süße Brötchen. Dieses Mal mit Zuckerguss. „Wusste ich es doch, dass das nichts, mit dem Pelztierchen zu tun hatte.“ dachte er bei sich „Da ist noch eine andere Macht am Werk. Und sie scheint mich zu mögen. Glück gehabt!“ Grinsend und pfeifend setzte er seinen Weg mal fliegend, mal wandernd fort und kam gegen Abend an das Flussufer des mächtigen Flusses Niehr. Es dämmerte bereits und schauriger Bodennebel breitete sich über dem gefrorenen Boden und der Wasseroberfläche aus. Bald war kaum noch aus zu machen wo das Flussufer aufhörte und der Fluss begann. In dieser Suppe konnte er leider auch nicht erkennen wie er über den Fluss hinüber kommen sollte. Angeblich gab es irgendwo eine Fähre, aber er sah Nichts außer wabernden Nebel und das unheilvolle Glühen der untergehenden Sonne. Auch seine Flugkünste und Fledermaussinne halfen ihm hier nicht weiter. Zudem wurde es nun allmählich kälter. Daher beschloss er, sich direkt am Flussufer ein Nachtlager einzurichten. Phiilp war sehr geschickt mit den Feuersteinen und so prasselte schon bald ein gemütliches Feuer inmitten der kalten Nebelsuppe. Nun nahm er sich auch endlich die Zeit Desmoons Geschenk näher zu betrachten. Er drehte die Schnürsenkel zwischen seinen Fingern. Mochte der erste Blick darauf ihn noch zuversichtlich gestimmt haben, so hielten sie einem direkten Zugtest nicht lange stand. „Viel werden sie wohl nicht mehr nutzen. Aber ich werde sie trotzdem als Andenken behalten.“ dachte er und legte sie fast schon liebevoll in sein Bündel zurück. Neben dem Feuer war es angenehm warm und so schlief er zügig ein.
Nicht lange nach Mitternacht erwachte er. Das Feuer war auf rätselhafte Weise ausgegangen und es fröstelte ihn. Der Nebel war nun etwas durchsichtiger geworden, deshalb erkannte er ein kleines Licht, das sich langsam auf ihn zubewegte. Aus seinem Schwanken schloss er, dass das Licht zu einem Boot gehören müsse und tatsächlich zeichnete sich Stück für Stück eine mittelgroße Barke ab. Auf ihr stand jemand, der ungewöhnlich groß zu sein schien, jedoch noch nicht genau zu erkennen war. Geduldig wartete Phiilp bis die Barke langsam aber stetig in Rufweite kam. „Hallo! Ist das die Fähre über den Fluss?“ rief er schließlich hinüber und sprang auf und ab. Obschon der Nebel etwas durchsichtiger geworden war, hätte man ihn bei den aktuellen Sichtverhältnissen leicht übersehen können. Zudem schienen seine Rufe von der Nebelsuppe verschluckt zu werden, da der Fährmann keine merkliche Reaktion zeigte. Phiilp sah sich um, ob er vielleicht doch noch einen Rest Glut fand, um einen Ast zu entzünden und auf sich aufmerksam zu machen. Während er noch suchte, spürte er eine plötzliche Erschütterung, gefolgt von einem langgezogenen Rumpeln. Erschrocken schaute er auf und sah, dass das Boot am sandigen Ufer angelegt hatte. „Wie kann denn das sein? Habe ich die Entfernung vor Müdigkeit und Nebelsuppe so falsch eingeschätzt?“ Fragte er sich noch während eine kleine, niedliche, spitzohrige Fledermaus auf in zu stapfte. „Hallo!“ piepste sie in hoher Stimmlage. „Magst du über den Fluss?“. Sie blieb direkt vor ihm stehen und betrachtete ihn aus ungewöhnlich großen, schwarzen Kulleraugen. Als Phiilp nicht sofort reagierte, wurde sie merkwürdig nervös. Sie tippelte von einem Fuß auf den anderen, spielte nervös an der Kette um ihren Hals herum und ein Augenlied zuckte in unregelmäßigen Abständen. Und hatte sich da gerade ihr rechter Augapfel verformt? „Äh, hallo. Ja, ich möchte über den Fluss. Kannst du mich hinüber bringen?“ Fragte der Bäcker schließlich, denn er musste ja irgendwie über den Fluss kommen, auch wenn ihm die ganze Situation nicht geheuer war. „Das tut mir jetzt wirklich leid. Diese Woche wird das wohl nichts mehr. Wie du vielleicht bemerkt hast, geht es mir nicht besonders gut. Ich habe schon seit Längerem meine wöchentliche Blutration nicht bekommen und muss in die Stadt, um wieder gesund zu werden.“ Wie zum Beweis hustete sie kräftig, wobei sich Bauch und Nase für den Bruchteil einer Sekunde ungesund zu verformen schienen. „Leider ist mein Boot auch die einzige Möglichkeit über den Fluss zu gelangen. Seit der Nebel geblieben ist, bin ich, Fuuni, die Einzige, die noch sicher ans andere Ufer navigieren kann. Dank meiner Glückskette.“ bei diesen Worten streichelte sie liebevoll über den auffälligen roten Anhänger auf ihrer Brust und fuhr fort: „Normalerweise kostet die Überfahrt nichts. Wenn du aber ein paar Tropfen Blut für mich übrig hättest, sähe die Sache schon anders aus.“ Sie betrachtete ihn aus unschuldigen Augen, die irgendwie sehr beruhigend wirkten, wenn sie auch weiterhin nervös zuckten.
Phiilp kam die Sache nach wie vor merkwürdig vor, aber da der Nährstoffverlust aufgrund der fehlenden Blutration bei Sanguinen eine gute Erklärung lieferte, er bereits vor Kälte zitterte und nun irgendwie immer müder wurde willigte er ein, Fuuni einige Tropfen seines Blutes zu spenden. Er bestand allerdings darauf, zuerst abzulegen, um eine Verzögerung der Reise aufgrund von Blutträgheit (1Blutträgheit, die: Ein Zustand der absoluten Trägheit und Faulheit, der auftritt, wenn eine veamorische sanguine Fledermaus nach langer Blutabstinenz wieder Blut erhält. Ihr Körper und auch ihr Geist sind dann sehr träge und es ist für ca. einen Tag lang fast unmöglich diese zu irgendeiner Reaktion oder Tätigkeit zu bewegen. In einigen Fällen wurde beobachtet, dass sich die Betroffenen zunächst in einem Zustand der Euphorie und Enthemmung befanden, was u.a. dazu führte, dass sie sich lauthals singend und tanzend durch die Straßen bewegten, bis sie schließlich im oben genannten Zustand liegen blieben.), wie sie bei Fledermäusen manchmal nach längerer Blutabstinenz auftrat, zu verhindern. Damit war Fuuni einverstanden. Gemeinsam drehten sie die Barke, Phiilp entzündete gähnend die kleinen Lampen, die sie hoffentlich sicher über den nebligen Fluss geleiten sollten, und kletterte mühsam an Bord. Fuuni lächelte ihn müde, aber ungewöhnlich intensiv an. Dann wurde alles schwarz…
Als Phiilp wieder aufwachte, wurde er von dem leicht schwankenden Boot sanft hin und her geschaukelt. Er war alleine an Bord und alles fühlte sich federleicht, warm und entspannt an. Er beobachtete wie sich die Planken zu fluffigen kleinen violetten Bauschbällen verformten und wie die Lampen Lichtpunkte wurden, durch welche die Sonne die Wolken durchdrang, und alles in einen goldenen Mantel hüllte. Und so schwebte er auf seiner kleinen, weichen, lila Wolke durch die klare frische Luft über das Silbergebirge hinweg und atmete die ersten Düfte des Frühlings ein. Um ihn herum schwirrten Hummeln, bunte Schmetterlinge und niedliche Rüsselwobbel (2Rüsselwobbel, der: Ein possierliches, sehr zutrauliches, aber leider seltenes Tierchen, das sich hauptsächlich fliegend fortbewegt. Mit seinem langen Rüssel kann es Unmengen an Nektar oder zuckriger Flüssigkeiten aufsaugen und in seinem sehr dehnbaren Bauch speichern, wobei es nicht selten zu einem fatalen Überfressen kommt. In vollem und kugelrunden Zustand sind die Rüsselwobbel nahezu flugunfähig und bieten eine leichte Beute für Fressfeinde. Wird ein vollgesaugtes Exemplar jedoch nicht gefressen, so pflanzt er sich nach etwa 5 Stunden, durch Teilung in bis zu 12 kleine Versionen seiner selbst, fort.).
Zufrieden schloss er die Augen und ließ sich von seiner Wolke sanft hin und her wiegen. Nach einer Weile änderte sich der Duft und bekam eine sehr appetitanregende Note, als er über den großen Wald von Treevalis schwebte. Es roch immer stärker nach frischen Brötchen, nach Kuchen und Gebäck. Mit geschlossenen Augen zählte er die verschiedenen Geruchsnuancen auf: Zimt, Vanille, Kardamom, Pistazie, das ausschließlich auf Vea vorkommende und sehr nahrhafte Fleender, Schokolade, Butter, Marmelade, Miilimone (3Miilimone, die: Eine sehr geschmacks- und geruchsintensive rosa Frucht mit schwarzen Stacheln, die lange nur im Mündungsgebiet des Flusses Niehr zu finden war, seit einigen Jahren jedoch ebenfalls erfolgreich für die Massenproduktion kultiviert werden konnte. Der Geschmack ihres Fruchtfleisches erinnert an Marzipanschokolade. Ihre Schale ist Grundlage für die Papierproduktion.), Mandel und noch viele weitere, die ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Hungrig hielt er Ausschau nach den Köstlichkeiten. Weit musste er jedoch nicht schauen. Direkt unter ihm konnte er eine kleine Lichtung erkennen, die der Ursprung der Düfte und ohnehin das Ziel der kleinen Wolke war. Das wusste unser Held plötzlich ganz genau. Es war ihm als kenne er das bereits alles und habe diese Lichtung zigmal aufgesucht. Fast als sei er schon immer hier gewesen. Dieses Gefühl wuchs, als sich seine Wolke langsam senkte. Er konnte nun erkennen, dass hier viele Kuchen, Brote, Brezeln und allerlei Süßgebäck direkt aus der Erde wuchsen, geradeso als seien es Pilze. Der Farbreichtum des Gebäcks war dabei so überwältigend schön, dass es ihn sogar an Blumen erinnerte. Rote Brezeln, blaue Brötchen mit gelben Punkten, Kuchen in den verschiedensten Pastelltönen, wirklich alles war hier zu finden. In der Mitte der Lichtung stand ein besonders saftig aussehender, bestimmt 6 Fledermäuse großer, grüner Stein. Auf ihm saß eine sehr pummelige und ebenfalls sehr bunte Fee, die ihn nun auch entdeckt hatte. Phiilp flog näher heran, um das fremde Wesen kennen zu lernen. Besorgnis zeigte sich jedoch in deren Gesicht. „Oh, nein… Das ist nicht richtig. Du bist nicht wirklich hier. Jetzt noch nicht…“ jammerte sie traurig und schüttelte den Kopf. Die Wolke, auf der er immer noch saß, folgte ihrer Bewegung und wackelte stark. „Du musst aufwachen! Sonst ist alles verloren!“ rief die Fee, worauf sich die Wolke abermals heftig schüttelte. Phiilp musste sich mittlerweile schon an dem splitterigen Holz, das seine Wolke nun wieder geworden war, fest klammern, um nicht hinab zu stürzen. Doch irgendwann gaben seine Finger nach, er fiel und stieß sich den Kopf. Ein starker Schmerz jagte durch seinen ganzen Körper, während er das Bewusstsein verlor und immer weiter fiel. Aus weiter Ferne ertönte noch das Echo der feinen Stimme der Fee „Wach auf, Fledermaus! Es ist wichtig! Sonst sind wir verloren!“…
Aber nun wachte Phiilp wirklich auf. Ein seltsam lähmender Schmerz zog sich durch seinen ganzen Körper und auch die Stimme war nach wie vor zu hören. Sie forderte ihn abermals zum Aufwachen auf. Nur war diese nicht ganz so niedlich, wie die der Fee, sondern klang panisch und fordernd und wurde von einem dissonanten Klopfton begleitet. „Das kann doch nicht wahr sein! Was hat sie denn mit dir angestellt, dass du nicht aufwachst?“. Phiilp gelang es nun endlich ein Auge zu öffnen. Mühsam drehte er seinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Das Klopfen verstummte augenblicklich. „Du bist wach! Endlich! Ich rufe und klopfe hier bereits seit einer Ewigkeit. Du bist meine letzte Hoffnung!“ Erleichterung war in der Stimme des silbernen Hasen zu hören, der kopfüber an einer riesigen Bratpfanne hing und nun wieder aufgeregt mit den Füßen strampelte. „Grmmpf…“ setzte Phiilp zu sprechen an. Seine Zunge gehorchte ihm noch nicht und so versuchte er sich die Lage erst einmal anzuschauen. Er sah also zu seiner Linken den Silberhasen, wie er kopfüber an der Bratpfanne hing. Die Bratpfanne hing wiederum am Ast eines sehr krank aussehenden Baumes. Am Baum vorbei konnte er die Sonne hinter einer weiterhin recht dichten Nebeldecke aufgehen sehen, was aber zumindest für halbwegs gute Lichtverhältnisse sorgte. Zu seiner Freude schien er sich im Sumpfgebiet am Fuße des Silbergebirges und damit auf der anderen Seite des Flusses Niehr zu befinden. Er war also immer noch auf dem richtigen Weg.
Den Kopf zu drehen war Phiilp jetzt schon ein wenig besser möglich und so konnte er zu seiner Rechten einen Kochtopf sehen, der über einem kleinen Feuerchen hing. Im Topf brodelte eine undefinierbare Flüssigkeit, deren Geruch nur als gewöhnungsbedürftig bezeichnet werden konnte. Nach ein paar Minuten, die dem Hasen wohl wie eine Ewigkeit vorkommen mussten, denn er trommelte schon wieder nervös mit seinen Füßen auf die Bratpfanne, begriff unser Held endlich, dass er vielleicht einmal an sich herunter schauen sollte. Seine Sinne gehorchten ihm nun etwas besser und ihm wurde klar: Er hing in ca. 1 Fledermausmetern Höhe, gefesselt an einen Ast desselben Baumes, neben dem Silberhasen. „Äääh…Was..?“ entfuhr es ihm, aber der Hase unterbrach seinen Sprechversuch. „Hast du es jetzt endlich begriffen? Die Lage ist Ernst. Die Moorpha wird gleich zurück kommen und sie will uns kochen! Wir müssen uns etwas überlegen! Hast du vielleicht eine Idee?“
Noch während er diese Worte sprach, hörte man ein schwerfälliges Schlurfen und Schmatzen und eine große dunkle Gestalt stapfte aus dem Nebel auf sie zu. Der Hase begann wieder panisch zu zappeln und zu trommeln. „Waaaaaaas maaaaacht iiiihr füüüüür eiiiiiineeeeen Kraaaaach?“ ertönte eine seltsam verzerrte Stimme, die wohl der Gestalt gehören musste. „Das Eeeeeeeeesseeeeen haaaaat zuuuu schweiiiiiiigeeeeeen. Soooooonst schmeeeeeeeckt eeeeeees niiiiiiicht.“ die Moorpha, die nun gut sichtbar vor ihnen stand, machte ein beleidigtes Gesicht. Zumindest kam es Phiilp so vor. Aber es war schwer zu beurteilen, da sich ihr Gesicht beim Sprechen immer wieder so sehr verformte, dass es fast flüssig aussah. Plötzlich fiel dem Bäcker seine Schulbildung wieder ein. Was hatte sein Gemeinkundelehrer, Faan Hop, nochmal gesagt?: -Die Moorpha war ein magisches und Fleisch fressendes Sumpfwesen, das zur Hälfte aus Sumpfschlamm und zur Hälfte aus den verrotteten Überresten sprechender Sumpfbäume bestand. Sie war unberechenbar, sehr gerissen und konnte für kurze Zeit die Form von Pflanzen annehmen, um ihren Opfern auf zu lauern. Mit ihrem Blick vermochte sie diese dann schläfrig und willenlos zu machen. Ein Biss ihrer Giftzähne verursachte schließlich eine sehr schmerzhafte aber schnell vorüber gehende Lähmung. Aber keine Sorge, Kinder: Erstens trat sie nur in Sumpfgebieten auf und zweitens gilt sie schon seit Jahrhunderten als ausgestorben.-
Phiilp betrachtete das Wesen vor sich, wobei er dieses Mal direkten Augenkontakt vermied, und entdeckte nun einen sehr auffälligen roten Anhänger, der an einer Kette um ihren Hals hing. Seine erste Reaktion war es zu fragen, was sie mit Fuuni angestellt hatte. Aber als er schon ansetzte zu sprechen, dämmerte es ihm. „Du bist Fuuni, oder?“ fragte er, noch immer etwas krächzend. Die Moorpha antwortete mit einem sehr breiten, faulig sumpfig riechenden Grinsen: „Naaaaatüüüüürliiich waaaaar iiiiiich daaaaaas.“ und sprach nun mit Fuunis niedlicher Stimme weiter „Dank meines wunderbaren roten Amuletts kann ich mich nicht nur in Pflanzen, sondern in jedes andere Lebewesen verwandeln. Es war sehr schlau von mir dich in mein Boot zu locken und vorzutäuschen ich sei eine Fledermaus mit Blutdefizit.“ sie kicherte „So konnte ich dich ganz bequem zuerst mit meinen Augen hypnotisieren und schließlich mit meinen Giftzähnen betäuben. Im Übrigen sehr nett von dir, dass du mir die nötigen Schnüre zum Fesseln bereits mitgeliefert hast. Fast hätte ich nicht genug gehabt, um euch beide zu fesseln. Eine Fledermaus und ein Silberhase. Welch Hochgenuss! Ich werde euch gaaaaaaanz laaaaaangsaaaaam aaaauuuuf niiiiieedriiiigsteeeeer Stuuuuuuuufeeeee kööööööcheeeeeln.“ Die letzten Worte sang die Moorpha euphorisch und tanzte vor sich hin.
Wieder ploppte eine Erinnerung aus Phiilps vergessen geglaubtem Gemeinkundewissen auf: -…Sprechende Sumpfbäume sind grundsätzlich sehr intelligent und weise. Sie haben jedoch eine Schwäche für Süßes, die fast schon an ein Suchtverhalten grenzt. Übermäßiger Verzehr von Zucker lässt die Bäume rauschartig euphorisch werden und trübt sowohl ihre Sinne als auch ihr Urteilsvermögen. Nehmt nie einen sprechenden Baum Ernst, der zu viel Zucker hatte, Kinder.-
Eine Idee formte sich in seinem Kopf und er schnüffelte, da es ja bereits fast wieder Morgen war. Tatsächlich nahm er mit seinen besonderen Fledermaussinnen den bekannten Geruch süßen Gebäcks aus der Richtung wahr in der er seinen Beutel entdeckt hatte.
„Ich muss zugeben ich bin beeindruckt. Da hast du mich wirklich dran gekriegt und ich muss mich meinem Schicksal ergeben. Du bist außerordentlich klug, hochverehrte Moorpha. Aber… sag mal…
…“ unterbrach Phiilp ihren Singsang und auch der Silberhase spitzte hoffnungsvoll seine Ohren. „Aaaaaaabeeeeeer?“ sie kam nun noch näher und rollte gespannt mit den Augen. „Aber… dann weißt du ja sicherlich wie man so ein Mahl richtig zubereitet, damit es nicht bitter wird, oder?“ als er sich sicher war, dass er ihre volle Aufmerksamkeit hatte, fuhr er fort. „Du wirst wissen, dass es bei der Zubereitung von Fledermäusen mit Hasen, besonders mit Silberhasen, zu einer chemischen Reaktion kommt, die wirklich ungenießbar schmeckt. Bei deiner Klugheit wirst du außerdem so versiert sein die weißen Blüten des schwarzen Sumpfgrases mit in den Topf zu geben. Wie allseits bekannt ist, verhindern diese jegliche chemische Reaktionen sofort und versüßen zudem jedes Gericht. Ich meine, ich hätte dort vorne ein wenig von diesem seltenen Gras gesehen.“
Die Moorpha überlegte kurz und fuhr mit ihrer Fuuni Stimme fort: „Für wie dumm hältst du mich, Fledermaus? Von so einer Reaktion habe ich noch nie etwas gehört. Woher weiß ich, dass das stimmt und ihr euch nicht nur Zeit erkaufen wollt? Vielleicht fresse ich euch einfach roh!“
„Ich habe viel zu viel Respekt vor solch einem klugen Wesen wie dir, als dass ich dich in die Irre führen würde.“ antwortete Phiilp und fuhr nach einer kurzen Pause fort: „Aber ich merke schon, dass du einen Beweis meiner Aufrichtigkeit brauchst. Ich bin im Übrigen ein Bäcker (4Bäcker, der: Gebäck jeglicher Art, insbesondere Kekse, sind ein Grundnahrungsmittel in Veamoris, weil es für Fledermaushände gut zu halten und praktisch zu knabbern ist. Es ist üblich so ziemlich alles in Gebäckform zu backen, was möglich ist: Früchte, Nüsse, Gemüse und sogar Pilze. Wobei sich die Bäcker immer wieder versuchen in ihrem Einfallsreichtum zu übertreffen. Bäcker ist ein sehr angesehener, beliebter aber auch anstrengender Beruf. Als besondere Kunst gilt es Fleendermehl Pizza zu backen. Hat ein Bäcker diese Fertigkeit erlernt, darf er sich Gebäckmeister nennen und eine eigene Gebäckstube eröffnen.) und spezialisiert auf die leckersten Süßspeisen. Du hast ja vermutlich bereits das letzte halbe Brötchen aus meinem Beutel gefunden und gegessen, oder? Aber was, wenn ich dir verraten würde, dass dies ein besonderer Beutel ist, der dem Besitzer auf seinen Wunsch hin jeden Morgen 2 süße Gebäckstücke spendiert, sobald er ihn öffnet?“
Das ließ sich die Moorpha nicht zweimal sagen, in Aussicht auf weitere zuckrige Leckereien stapfte sie nun eilig zu dem Beutel und fand dort tatsächlich 2 große Kekse mit Schokoladenstücken und Nüssen, die sie sofort gierig herunter schlang. Und die Zuckerwirkung setzte fast ebenso schnell ein. Mit verklärtem Blick, dauergrinsend und stark schwankend schlurfte sie zurück zu ihren beiden Gefangenen. „Das Teilen eines solchen Geheimnisses sollte dich doch von meiner Aufrichtigkeit überzeugt haben, oder? Ich empfehle dir übrigens die empfindlichen Blüten des Sumpfgrases noch zu pflücken, bevor es vollständig hell wird und sie verwelken. Aber sei gewarnt! Ihre Wirkung verfliegt, wenn man sie pflückt sobald magische Artefakte in der Nähe sind. Vielleicht solltest du deinen Anhänger lieber hier lassen.Wir warten dann so lange auf unser Schicksal.“ „Was bleibt uns anderes übrig, gefesselt wie wir sind?“ jammerte der Hase zustimmend „Und denk nur daran, wie gut und süß unser Fleisch dann schmecken wird. Ich sterbe lieber in dem Wissen, dass ich wenigstens eine gute Mahlzeit war.“ fügte er theatralisch hinzu.
Die Moorpha hielt dies nun alles für sehr logisch und vielversprechend. „Was soll schon schiefgehen?“ dachte sie sich, legte ihren Anhänger neben den Beutel auf den Boden und wankte fröhlich grinsen und singend in die Richtung davon, die Phiilp ihr gezeigt hatte. „Iiiiiiiiiiich biiiiiin gleiiiiich zuuuuuuurüüüüück. Uuuuuund iiiiihr bleiiiiiiiibt soooooolaaaaangeeeeee schööööööön ruuuuuhiiiig uuuuund saaaaaaaftiiiiiig!“.
„Und? Was machen wir jetzt?“ flüsterte der Hase hoffnungsvoll, als sie außer Hörweite war. Phiilp antwortete grinsend: „Zuerst befreie ich mich mal von meinen Fesseln.“ Und da es sich um die brüchigen Schnürsenkel von Desmoon handelte und ihm sein Körper wieder vollständig gehorchte, konnte er diese mit Leichtigkeit durchreißen. Blitzschnell hüpfte er hinunter und hatte auch schon den Hasen mit einem herumliegenden Küchenmesser, das beängstigend scharf war, los geschnitten. Zuletzt rannte er zu seinem Beutel, schnappte sich diesen sowie das magische Amulett, um zu verhindern, dass die Moorpha weitere Fledermäuse in die Irre führen konnte und folgte dem flüchtenden und Haken schlagenden Silberhasen so schnell er vermochte.