Hamlet – Monolog

Hamlet (Foto: Nikita Kriger via Pexels)
Hamlet (Foto: Nikita Kriger via Pexels)

„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ – Hamlets berühmter Monolog gehört zu den Pflichttexten, die jeder Sprecher einmal vorgetragen haben sollte. Hier kommt die Fassung von Martin Dühning.

Der berühmte Monolog wird und wurde in der Literatur vielzitiert, sei es im Titel eines Star Trek Films („The Undiscovered Country“) oder als alternativer Kommentar zur Auferstehung Jesu in Denys Arcands legendärem „Jésus des Montréal“. Auch ich wollte den Monolog unbedingt einmal sprechen, da es auf der Bühne nie geschehen wird, nun eben als Hörtext.

Gewählt habe ich dafür (mit kleinen Anpassungen) die in Deutschland gängige Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel, obschon sie etwas in die Jahre gekommen ist und teils missverständlich übersetzt:

Hamlet, Monolog

Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage:
Ob’s edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden? Sterben – schlafen –

Nichts weiter! Und zu wissen, daß ein Schlaf
Das Herzweh und die tausend Stöße endet,
Die unsers Fleisches Erbteil, ’s ist ein Ziel,
Aufs innigste zu wünschen. Sterben – schlafen –
Schlafen! Vielleicht auch träumen! Ja, da liegt’s:

Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen,
Wenn wir die irdische Verstrickung lösten,
Das zwingt uns stillzustehn. Das ist die Rücksicht,
Die Elend läßt zu hohen Jahren kommen.
Denn wer ertrüg der Zeiten Spott und Geißel,

Des Mächtigen Druck, des Stolzen Mißhandlungen,
Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub,
Den Übermut der Ämter und die Schmach,
Die Unwert schweigendem Verdienst erweist,
Wenn er sich selbst in Ruhstand setzen könnte

Mit einer Nadel1Nadel: Die Übersetzung ist missverständlich – gemeint ist keine Nähnadel, sondern ein Stilett, also ein spitzer Dolch. bloß? Wer trüge Lasten
Und stöhnt’ und schwitzte unter Lebensmüh?
Nur daß die Furcht vor etwas nach dem Tod,
Das unentdeckte Land, von des Bezirk
Kein Wandrer wiederkehrt, den Willen irrt,

Daß wir die Übel, die wir haben, lieber
Ertragen als zu unbekannten fliehn.
So macht Bewußtsein Feige aus uns allen;
Der angebornen Farbe der Entschließung
Wird des Gedankens Blässe angekränkelt;

Und Unternehmen, hochgezielt und wertvoll,
Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt,
Verlieren so der Handlung Namen –

Hamlet, 3. Akt, 1. Szene in der Übersetzung von Schlegel,
zitiert nach Wikipedia.

Allen, die eine professionellere Intonation wünschen, sei entweder Kenneth Brannaghs Verfilmung von 1996 ans Herz gelegt – oder, was mir persönlich noch besser gefällt, die Verfilmung von 2009 mit David Tennant als Hamlet. Zu letzterer existiert meines Wissens aber keine deutsche Synchronisation – aber Shakespeare klingt im Original ohnehin viel dichter und authentischer.

Wer eine sehr viel bessere deutsche Übersetzung von Shakespeare hören will, als die klassischen Verse von Schlegel, der sei auf die Übersetzungsarbeiten von Frank Günther hingewiesen.

Glossar

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    Nadel: Die Übersetzung ist missverständlich – gemeint ist keine Nähnadel, sondern ein Stilett, also ein spitzer Dolch.
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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.