Games im Frühjahr 2024

Enshrouded - offizielle Pressegrafik
Enshrouded - offizielle Pressegrafik

Im Frühjahr sind eine ganze Reihe spannender Computerspiele erschienen, die man an den Feiertagen ein wenig zocken kann. Als Casual-Gamer ist meine Auswahl natürlich auf leichte Kost ausgerichtet.

LEGO Fortnite

Das Spiel, was bei mir in den letzten Monaten am meisten überraschend kam, war LEGO Fortnite. Generell bin ich nicht so der Fortnite-Zocker, da mir Multiplayer-Shooter nicht so zusagen, auch nicht als „Battle Royal“. Insofern habe ich bislang all die vielen Anfragen von Schülern, mit ihnen das Spiel zu spielen, auch ausgeschlagen.

LEGO Fortnite ist allerdings ein Survival-Spiel und dieser Ansatz, eine Art Minecraft mit der hübschen Unreal-Engine und LEGO-Elementen, war überaus vielversprechend. Auch die Idee mit LEGO-Skins für bestehende Fortnite-Figuren fand ich sehr ansprechend. Ich liebe LEGO Minifiguren! Allerdings ist der Content von LEGO Fortnite recht schnell aufgebraucht und das Spiel wird dann ziemlich langweilig.

Zusätzliche LEGO-Baupläne für sehr viel zusätzliches echtes(!) Geld zu vertickern ist zudem – zumindest aktuell – noch eine preisliche Unverschämtheit. Besser hätte man den vorhandenen Content vertieft, vor allem im fortgeschrittenen Spiel. Allerdings war es auch recht blauäugig zu glauben, dass man von LEGO irgendetwas umsonst bekommt. Für das Geld allerdings, was die LEGO-Burgbaupläne und Strandbaupläne in Fortnite kosten, kann man beim Klemmbaustein-Konkurrenten Bluebrixx entsprechende Sets in echt bekommen.

Mein Tipp ist daher, abzuwarten, ob die Preise weiterhin hoch bleiben und vielleicht tatsächlich noch ein wenig mehr Game-Content kommt. Wenn dem nicht so ist, ist das Spiel ein Reinfall, leider.

Enshrouded

Enshrouded - offizielle Pressegrafik
Enshrouded – offizielle Pressegrafik

Ebenso überraschend kam für mich Enshrouded, obwohl es Gaming-Zeitschriften schon länger auf dem Schirm hatten. Die Grafikengine, die im Spiel ihren Dienst verrichtet, muss sich vor der Unreal-Engine nicht verstecken. Zudem ist das Spiel voxelbasiert – was bedeutet, dass man die komplette Spielwelt umgestalten kann. Das Spiel ist noch im Early Access, dafür bekommt man aber schon eine unglaubliche Menge Gameplay.

Das Crafting und erstellen eigener Siedlungen ist die große Stärke von Enshrouded (Grafik: Enshrouded Press Kit)
Das Crafting und erstellen eigener Siedlungen ist die große Stärke von Enshrouded (Grafik: Enshrouded Press Kit)

Auf Dauer fühlte ich mich im Spiel allerdings etwas einsam, da nur sehr wenige freundlich gesinnte NPCs die Spielewelt bevölkern und diese wirken auch (noch) etwas arg statisch. Bewundernswert sind aber Housing und Crafting, hier liegen die großen Stärken des Spiels. Insofern ist das viele Lob und der Zuspruch in der Community für das Spiel wohlverdient.

Dragon’s Dogma 2

Dragon’s Dogma 2 spielt schon von der Größe des Entwicklungsstudios (Capcom) in einer anderen Liga als Enshrouded, der Preis allerdings auch – zudem ist Dragon’s Dogma 2 ein fertiges Produkt, keine Alphaversion. Insofern darf man die Erwartungen entsprechend höher schrauben. Viele Gamer waren daher mit dem aktuellen Spiel noch nicht zufrieden, vor allem, weil es wohl teils ruckelt auf PC und Playstation. Ich spiele das Spiel auf einer Xbox X, auf der ich keinerlei Probleme feststellen konnte, die andere Spieler mit ihrer Hardware beklagen. Auch sonst hielten sich Bugs für eine Neuerscheinung in Grenzen.

Dragon’s Dogma 2, die Fortsetzung von Dragon’s Dogma, ist ein klassisches RPG mit einer recht austauschbaren Grundhandlung (wieder einmal muss man die Welt retten). Auch Crafting und Housing sind eher unterdimensioniert. Dafür gibt es aber sehr viele recht individuell gestaltete NPCs (hier gefällt das Charakterdesign) und Quests, die auch unterschiedliche Richtungen einnehmen können. Ein wenig Multiplayer ist auch pflichtmäßig eingebaut, da man sich „Vasallen“, also NPCs anderer Spieler, ausleihen kann. Viel Vorteile bringt das allerdings faktisch gegenüber den Capcom-Standardvarianten nicht, im Gegenteil: Man kann sich von fremden Spielern auch die „Drachenpest“ einfangen, was dann im eigenen Spiel zu Problemen führen kann. Womöglich ist das noch nicht ganz zuende gedacht worden vom Entwickler. Als Fantasy-Kenner habe ich übrigens die vielen Anspielungen auf andere Werke der klassischen Fantasyliteratur genossen. So muss das in einem soliden RPG sein!

Etwas schade ist, dass der Charaktereditor des Spiels zwar sehr hübsch ist (es gibt ihn auch als kostenlose Version auf Steam – und dort erstellen User damit auch manche wundersame Kreationen), man ihn aber faktisch nur ein einziges Mal im Spiel braucht, ganz am Anfang nämlich, weil eigentlich nicht vorgesehen ist, mehrere Charaktere zu erschaffen. Es gibt (momentan) auch nur einen Spielstand, den man nur manuell speichern, aber nicht laden kann und das Spiel lässt sich auch nicht einfach von vorne starten. Das ist insofern ärgerlich, als man im Spiel teils irreversible Entscheidungen trifft, aus denen man aber nicht lernen kann, wenn man das Spiel nicht komplett durchspielen und dann nochmal neu beginnen will. (Ich selbst habe eigentlich noch nie ein „New Game +“ in irgendeinem Spiel genutzt, weil ich einfach nicht genug eigene Lebenszeit übrig habe, um große Spiele mehrfach durchzuspielen.)

Was mir gefallen hat ist, dass die Designer offenbar dafür gesorgt haben, dass auch „Normalos“ wie ich in dem Spiel eine Chance haben. Es gibt nämlich so gut wie immer einen Ausweg, oft auch mehrere, Probleme im Spiel auf jeden Fall zu lösen. Ein Beispiel: In einer der Pflicht-Quests muss man durch einen Hindernis-Parkour auf sich bewegenden Plattformen springen. Sprungspiele haben mich seinerzeit schon in Guildwars 2 oft zur Verzweiflung getrieben. Doch tatsächlich muss man das Sprungspiel hier nicht unbedingt lösen, um sich aus dem Dungeon zu befreien und mit der Quest weiterzukommen – das ist nur die offensichtliche Lösung. Weniger offensichtlich, aber ebenso möglich ist es, einfach die herumliegenden Kisten unter den Plattformen zu sammeln und aufeinander zu stapeln, um aus der Höhle zu entkommen. Das scheint kein Bug zu sein, sondern eindeutig geplant, sonst lägen da die Kisten nicht so auffällig herum.

Insofern ist das Spiel auch für Casual Gamer lösbar. Allerdings braucht man dann ein wenig Kniff und Mut zu unkonventionellen Lösungen statt nur schnelle Reflexe. Generell empfiehlt es sich auch, den zahlreichen NPCs gut zuzuhören und die Dialoge nicht einfach durchzuklicken, da sie durchaus auch oft Lösungen vorschlagen, auf die man sonst vielleicht nicht gekommen wäre. Nur hätte ich gerne schon vorher gewusst, dass man z. B. den Gefängnisschlüssel auch fälschen lassen kann, bevor man ihn wieder abgeben muss, das hätte mir sehr viel Gold gespart.

Etwas lästig auf Dauer sind die sehr langen Laufwege. Gut, die Landschaft ist sehr schön und zumindest zwischen den großen Städten kann man mit Ochsenkarren reisen, allerdings muss man dann trotzdem noch stundenlang herumlaufen. Wer das nicht will, muss dann wieder in die Tasche greifen, um Reisesteine für echtes Geld im Store erwerben. Bei dem hohen Kaufpreis des Spiels hätte man das auch anders gestalten können.

Pax Dei

Auf der Straße in Pax Dei (Grafik: Pax Dei Presskit)
Auf der Straße in Pax Dei (Grafik: Pax Dei Presskit)

Ein Spiel, auf das ich bislang noch warte, ist Pax Dei. Es wird als „Social Sandbox Game“ beworben, das in einer Fantasywelt spielt. Auch bei diesem Spiel soll es sehr viel Crafting und Aufbau geben. Der nächste Alpha-Test beginnt im April 2024.

"A Place to call Home" (Grafik: Pax Dei Press Kit)
„A Place to call Home“ (Grafik: Pax Dei Press Kit)

Das Konzept des Spiels gefällt mir sehr gut, ob es seine Versprechen einhält, wird sich zeigen, auch hat es mit Enshrouded und Dragon’s Dogma 2 inzwischen starke Konkurrenz bei der Zielgruppe erhalten. Technisch kommt auch hier die Unreal Engine 5 zum Einsatz, insofern sollte die Grafik auf der Höhe der Zeit sein.

Mal sehen, ob es den Designern gelingt, ihrem Spiel die nötige Brillianz und den Wiedererkennungswert zu verschaffen, um neben all den anderen Spielen zu bestehen.

Über Martin Dühning 1507 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.