Mit seinen modernen Adaptionen klassischer protestantischer Kirchenlieder hat sich Dieter Falk einen Namen gemacht. Seine Musik eignet sich auch sehr gut, um stress-entseelten Zeiten wieder Geist einzuhauchen.
Begeisterung ist etwas, was manche Menschen nur noch mit Spirituosen zu erreichen glauben. Meiner Ansicht nach vertreibt man damit auch das letzte bisschen Göttlichkeit aus der Menschenwelt. In stressvollen Zeiten bräuchten wir stattdessen Spiritualität – etwas, was ich selbst in meiner eigenen Kirche, der römisch-katholischen in Deutschland, leider oft vermisse, weil die sich derzeit eher auf Events fokussiert.
Nun bin ich allerdings ökumenisch aufgewachsen und zwar in dem Sinne, dass ich sowohl das Katholische als auch das Protestantische Element in seiner Tiefe kennengelernt habe, letzteres über meine langjährige Chormitgliedschaft in den Chören von Kantorin Trude Klein in der Versöhnungskirche Waldshut. Darüber habe ich als Kind und Jugendlicher nicht nur Martin Gotthardt Schneider, so manches Singspiel, sondern auch Johann Sebastian Bach, Heinrich Schütz, Dietrich Buxtehude und viele klassische protestantische Kirchenlieder kennengelernt und die Musik als Weg zu Spiritualität, und zwar auf einem Niveau, von dem die katholische Seite am Hochrhein lange Zeit nur träumen konnte. Noch heute geht mir, wenn ich die Versöhnungskirche in Waldshut betrete, das Herz auf.
Insofern greife ich, wenn es um mich herum wieder gar zu nervtötend wird und besonders in Stresszeiten, gerne auf diese musikalisch-spirituelle Tradition zurück. Darüber hinaus habe ich in meinen Dreißigern Jazz lieben gelernt.
Beides, protestantisches Liedgut wie moderne Jazzanmutung, verbindet Dieter Falk auf seinen Alben „A Tribute to Paul Gerhardt“ (2007), „A Tribute to Martin Luther“ (2017) und „German Songbook“ (2022). Dabei merkt man, dass Dieter Falk seine Erfahrungen als Tonproduzent mit hat einfließen lassen, denn seine Alben sind handwerklich wirklich sehr gut gemacht.
Als Komponist ist Falk zwar nicht wirklich innovativ, dazu bedient er sich zu häufig an Konventionen, aber das Rad jazzmusikalisch neu zu erfinden war wohl ohnehin nicht der Sinn dieser Alben. Tatsächlich sehe ich in Falks Interpretationen eine Art kraftvoller musikalischer Meditation in protestantischer Tradition und einen sehr erfolgreichen Versuch, diese bewährte Tradition ins 21. Jahrhundert zu übersetzen und zu neuem Leben zu erwecken – und zwar für ein modernes Publikum mit musikalischen Ansprüchen.
Dabei gelingt es Falk sowohl durch die Instrumentation vielfältig zu wirken, die klassischen Melodien werden dabei auch so umspielt, dass es nie langweilig wird und man selbst Choräle, die eigentlich in die Weihnachtszeit gehören, durchaus im Juli anhören kann.