Ist Black das neue Bunt?

Schnell gezeichnetes Auge mit Faber-Castell Black Edition Skintones (Grafik: Martin Dühning)
Schnell gezeichnetes Auge mit Faber-Castell Black Edition Skintones (Grafik: Martin Dühning)

Eine jüngere Produktlinie von Faber-Castell sind die „Black Edition“ Buntstifte, die wegen ihrer besonders weichen und farbstarken Minen angepriesen werden. Beworben werden sie für Kinder, nutzbringend sind sie wohl eher für Erwachsene.

Um es vorweg zu nehmen: Bei den „Black Edition“ Buntstiften hat Faber-Castell wohl die falsche Kundengruppe beworben, denn für Kinder eignen sich die Stifte nicht unbedingt. Das liegt nicht daran, dass sie nicht sehr gut vermalbar wären, sondern eher daran, dass sie mit deutlich teureren Künstlerstiften das Problem teilen, recht empfindlich zu sein. In vielen Kritiken im Internet kann man auch nachlesen, dass die Minen des schwarzen Schaftes leicht splittern – das konnte ich zwar so nicht nachvollziehen, da ich grundsätzlich nur sehr scharfe Spitzer benutze (denn auch andere teure Buntstifte vertragen es nicht, mit stumpfen Klingen angespitzt zu werden).

Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass das recht harte Material des Schaftes (ich bin mir nicht ganz sicher, ob es überhaupt Holz ist) und die sehr weiche Mine Probleme bereiten könnten. Insbesondere mögen es diese Buntstifte nicht, geworfen oder gestoßen zu werden und grob-motorische Kritzeleien dürften der weichen Mine auch nicht gut tun. Insofern gehören sie eigentlich nicht in ein Kinderzimmer und wahrscheinlich auch nicht in ein Schulmäppchen, das dem harten Schulalltag ausgesetzt wird, sondern sie gehören eher in die Hände älterer Zeichnerinnen oder Zeichner und auf einen von Erdbeben freien Schreibtisch.

Die Stifte der Black Edition von Faber Castell haben eine für diese Preisklasse sehr gute Deckkraft und sind auch für feine Striche zu gebrauchen, obwohl die Mine sehr weich im Auftrag ist (Grafik: Martin Dühning)
Die Stifte der Black Edition von Faber Castell haben eine für diese Preisklasse sehr gute Deckkraft und sind auch für feine Striche zu gebrauchen, obwohl die Mine sehr weich im Auftrag ist (Grafik: Martin Dühning)

Geht man mit diesen Stiften pfleglich und vorsichtig um, hat man aber durchaus Freude daran. Die Stifte sind recht vielfältig einsetzbar: Man kann damit sowohl weiche Flächen malen, sie schichten, wie auch sehr feine Detailzeichnungen vornehmen. Ihre Deckkraft ist auf dunklem Papier, für das sie besonders beworben werden, freilich nicht ganz so hoch wie die der Polychromos, der Prismacolor oder gar der hochpreisigen Caran d’Ache Luminance, aber für den stark rabattierten Preis, mit dem sie gerade zu haben sind, ist die Qualität mehr als überraschend – eigentlich sind sie so ein Schnäppchen – bei 36 Stiften zu insgesamt 16 EUR kann man sich wirklich nicht beschweren. Sie sind nämlich deutlich besser als andere Stifte dieser Preisklasse.

Im Vergleich mit hochpreisigen Buntstiften wie Caran d'Ache (rechts oben) fällt auf, dass die Black Edition (rechts mitte) nicht an deren Leuchtkraft herankommt. Dennoch decken sie recht gut und fühler sich auch geschmeidig an (Grafik: Martin Dühning).
Im Vergleich mit hochpreisigen Buntstiften wie Caran d’Ache (rechts oben) fällt auf, dass die Black Edition (rechts mitte) nicht an deren Leuchtkraft herankommt. Dennoch decken sie recht gut und fühler sich auch geschmeidig an (Grafik: Martin Dühning).

Interessant sind die Stifte vielleicht auch wegen ihres Farbenspektrums. Es gibt Sets mit Hauttönen, mit denen man sehr gut Kohle- oder Pastellkreidestifte nachahmen kann – ohne deren Nachteile beim Handling – und es gibt auch Neon-Farben und Metallic-Stifte, die man sonst im Sortiment von Faber-Castell so nicht findet, denn Metallic gibt es bei den besseren Polychromos nur in Gold, Silber und Kupfer – und diese drei sind übrigens nicht die besten Farben der Polychromos. Was die Neon-Farben angeht, sollte man sich dabei aber klar sein, dass das „normale“ Kadmiumgelb der Polychromos mindestens genau leuchtet wie die knalligen Black Edition Gelbtöne.

Aber wie gesagt, für die Preisklasse – und wenn man darauf achtet, dass die Stifte eine zarte Hand bevorzugen – dann sind die Black Edition Stifte eigentlich recht gut. Was vielleicht auch für Faber-Castell spricht ist, dass die Öko- und Nachhaltigkeitsgarantie des Herstellers natürlich auch für diese Produktlinie gilt.

Über Martin Dühning 1522 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.

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