Am Ende eines Kalenderjahres…

Die weihnachtlich geschmückte Kirche Herz-Jesu, Unterlauchringen nach dem Jahresendgottesdienst am 31. Dezember 2024 (Foto: Martin Dühning)
Die weihnachtlich geschmückte Kirche Herz-Jesu, Unterlauchringen nach dem Jahresendgottesdienst am 31. Dezember 2024 (Foto: Martin Dühning)

Silvester ist für mich generell kein Tag zum Feiern, für Retrospektiven eignet sich dieser Tag aber recht gut, und ein paar Privatbräuche habe ich für diesen Tag auch.

Da ich strikter Anti-Alkoholiker bin und nichts so sehr hasse, außer vielleicht Lärm und Gestank, ist Silvester und die Neujahrsnacht definitiv NICHTS für mich. Früher versuchte ich ihr mit verflossener Hilfe äußerlich zu entfliehen, heute entfliehe hauptsächlich innerlich. Das echte Neujahr beginnt für mich auch entweder mit dem 1. Advent (kirchlich) oder mit dem Mondneujahr Ende Januar bis Anfang Februar (weltlich). Da zelebriere ich dann auch mit größerer Freude.

Der Silvestertag ist dagegen eher ein Tag stiller Dankbarkeit, dass ich ein weiteres Kalenderjahr überlebt habe. Auch 2024 war das so – und es ist nicht selbstverständlich. Generell muss ich sagen, trotz gesundheitlicher Einschränkungen, die mich auch 2024 plagten, war das Jahr 2024 insgesamt erfolgreicher als die drei Vorgänger und deutlich produktiver in kreativer Hinsicht. Einige ungute Altlasten in der Nachbarschaft wurden auch gelöst, was mich innerlich erleichtert hat, auch wenn es weitgehend ohne meine Beteiligung und mein Einwirken geschah.

Das alles war mehr als Grund genug, am 31. Dezember 2024 den Jahresabschlussgottesdienst in Herz-Jesu Unterlauchringen zu besuchen, und Gott dafür zu danken und ihn auch für 2025 um seinen lebendigen Frieden zu bitten. Ich habe so das Gefühl, dass wir das in Hinblick auf die weltweite Lage brauchen können. Denn die große weite Welt hat sich ja 2024 insgesamt eher unerfreulich entwickelt und taumelt Richtung Krieg und Unfrieden. (Der Neujahrstag wird von mir passenderweise immer als Tag des Weltfriedens begangen.)

Auf dem nächtlichen Weg dorthin kam ich am neuen „Gmeindhus“ auf dem Lindenplatz in Oberlauchringen vorbei, was neben dem Bau der neuen Eisenbahnbrücke in Oberlauchringen eines der lokalen Highlights im Jahr 2024 war. Im Unterschied zum Riedpark, den ich architektonisch ausgesprochen hässlich finde aufgrund seiner kubischen Wohnsilo-Architektur, gefällt mir das neue Gemeindehaus sehr gut, denn wie schon das Fuchs’sche Anwesen neben der Kirche St. Andreas in Oberlauchringen wurde es sehr hübsch renoviert und Altes fügt sich hier wunderbar in Neues.

Das neue "Gmeindhus" auf dem Lindenplatz in Oberlauchringen wurde recht stilvoll renoviert im Jahr 2024 (Foto: Martin Dühning).
Das neue „Gmeindhus“ auf dem Lindenplatz in Oberlauchringen wurde recht stilvoll renoviert im Jahr 2024 (Foto: Martin Dühning).

Die Kirche Herz-Jesu war dann erfreulich gut besucht, im Jahresrückblick gab man sich dann einigermaßen wehmütig aufgrund des Verlustes von 240 Gemeindemitgliedern, die aus der Kirche ausgetreten waren (darunter nur eine Frau, soweit ich das richtig verstanden habe). Allerdings denke ich nicht, dass sich diese Mitglieder in die Gemeinde wirklich eingebracht haben (es bricht meist nur „totes Holz“ weg) und überaus gefreut habe ich mich darüber, dass immerhin fünf Personen wieder in die Kirche eingetreten waren und recht viele Kinder getauft wurden. Generell kann ich den Missmut in katholischen Kreisen ohnehin nicht ganz nachvollziehen, da ich bei meiner Arbeit als Religionslehrer überhaupt nicht das Gefühl habe, dass der Glaube weniger wird. Stattdessen kommt es mir aber oft so vor, als wenn viele Leute den Untergang herbeireden. Das ist übrigens kein rein kirchliches Problem sondern auch gesamtgesellschaftlich zu beobachten. Insofern war die Predigt durchaus passend, dass unser Gott der Gott ist, welcher der Logik und der Statistik zum Trotz in der Welt wirkt – selbst, wenn alles verloren scheint wie am Karfreitag. Dass dieses lebendige Wirken auch heute geschieht und nicht nur in den Herzen von gläubigen Kernchristen hätte man meiner Meinung nach noch etwas mehr betonen sollen.

Der Altarraum von Herz-Jesu, Unterlauchringen mit dem großen Christus Pantokrator Mosaik (Foto: Martin Dühning)
Der Altarraum von Herz-Jesu, Unterlauchringen mit dem großen Christus Pantokrator Mosaik (Foto: Martin Dühning)

Nach dem Gottesdienst bewunderte ich dann noch etwas die weihnachtliche Dekoration der Kirche, die Krippe und das große Pantokrator-Mosaik, dessen vergoldete Mosaiksteinchen das weihnachtliche Licht reflektierten. (Ich habe mich dann gefragt, ob man wohl Plattgold braucht, um diesen Effekt hervorzurufen.)

Auf dem Rückweg kam ich dann wieder am Kriegerdenkmal vorbei, was weihnachtlich erleuchtet stand. Daher ließ ich es mir nicht nehmen, auch hier ein Foto zu machen. Für viele ist der Krieg längst vergessene Vergangenheit. Da mein Vater aber immer noch ein blutendes Bein hat, verursacht durch einen Granateneinschlag, den er als Kind mit 12 überlebte im letzten großen Krieg auf deutschem Boden, werde ich täglich daran erinnert, dass Frieden nichts Selbstverständliches ist und dass Krieg immer das Grauen schlechthin ist. Genau dafür macht es Sinn, am 1. Januar 2025 den Weltfriedenstag zu begehen. Denn heute ist er wieder nötiger denn je!

Das Kriegerdenkmal in Oberlauchringen, weihnachtlich beleuchtet. Noch gemahnt es der Opfer des letzten großen Krieges - auch wenn dieser für die meisten Menschen längst vergessen ist (Foto: Martin Dühning).
Das Kriegerdenkmal in Oberlauchringen, weihnachtlich beleuchtet. Noch gemahnt es der Opfer des letzten großen Krieges – auch wenn dieser für die meisten Menschen längst vergessen ist (Foto: Martin Dühning).

Bis es soweit ist, liegt ärgerlicherweise aber die Neujahrsnacht mit Höllenlärm und Unfrieden vor mir. Zwischenzeitlich bin ich dazu übergegangen, mir eine „Rettung aus dem Kriegsgebiet“ nur noch zu erträumen. Ich verdunkle dann die komplette Wohnung und schotte mich so gut es geht ab, ziehe mich unter den Christbaum zurück in meine kleine Welt, wo der Weihnachtszauber noch kräftig wirkt:

Christmas Magic (Text: Martin Duehning)
Christmas Magic (Text: Martin Duehning)

Weil das aber meist auch nicht hilft gegen Böller und Gebrüll, helfe ich noch ein wenig mit dunkler Alchemie nach, um das lästige Teufelstreiben zu überspringen und einfach vorzuspulen bis zum Neujahrstag. Mit etwas Glück haben sich dann das dämonische Treiben und die Trunkenbolde verflüchtigt und ein neuer Morgen erstrahlt – sofern ein wenig Wind über Nacht den Schwefelgeruch vertrieben haben sollte.

Neujahrsbrezeln für den 1. Januar 2025 (Foto: Martin Dühning)
Neujahrsbrezeln für den 1. Januar 2025 (Foto: Martin Dühning)

Als Brauch für das neue Jahres und den Weltfriedenstag hat sich bei mir eingebürgert, Neujahrsbrezeln zu backen, die man dann am Morgen kosten kann. Das ist dann die letzte kreative Aktion im alten Jahr, bevor ich mich in die reine Innerlichkeit zurückziehe…

In diesem Sinne ein friedliches, gesundes, erfolgreiches und kreatives Neues Jahr 2025!

Der gute Vorsatz für 2025! (Text & Grafik: Martin Dühning)
Der gute Vorsatz für 2025! (Text & Grafik: Martin Dühning)
Über Martin Dühning 1537 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.

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