Es muss für Lego-Puristen sehr schmerzlich gewesen sein, als mit BlueBrixx ein Nachahmer langersehnte Star Trek Wünsche erfüllte. Mit dem Erlöschen von deren Lizenz kochen nun Spekulationen hoch, dass der dänische Konzern die Lizenz übernommen hat.
Seit der Flörsheimer Klemmbaustein-Hersteller BlueBrixx im November 2024 öffentlich machte, dass die Star Trek Lizenz von Paramount nicht mehr verlängert wird und damit im Sommer 2025 ausläuft, freuten sich viele Lego-Fans, dass Lego nun endlich vielleicht selbst die Regie übernähme und somit auch gefrustete Lego-Puristen endlich ihre Fanträume erfüllen würde.
Seither kocht die Gerüchte-Küche, dass im Herbst 2025 eine kleine Reihe von Lego-Star-Trek-Sets erscheinen würde. Die Lego-Fanseite Zusammengebaut.com spekuliert bereits über Set-Zugaben wie einen Shuttle-Pod, als wäre alles bereits beschlossene Sache. Man muss schon genauer hinschauen um zu erkennen, dass es sich dabei (Stand Januar 2025) immer noch um Spekulationen basierend auf vermeintlichen Leaks im Internet handelt.
Für einen Star Trek Fan stellt sich aber nicht unbedingt die Frage, ob Lego die Lizenz übernommen hat, sondern eher, ob und wo es künftig überhaupt Star Trek Modelle (oder Steine dafür) geben wird. Das ist dann vielleicht sogar wichtiger als die Frage, warum Bluebrixx die Lizenz verloren hat und wer sie übernimmt.
BlueBrixx und der Nutzen der Star Trek Lizenz
Trotzdem lässt sich die Frage der Lizenzabgabe sehr viel einfacher erklären:
Um eine Lizenz auszuhandeln braucht es zwei Seiten: Die eine Seite ist im Falle von Star Trek Paramount, die andere war zuletzt BlueBrixx. Der Lizenzgeber Paramount (bzw. CBS Studios Inc.) dürfte sich in erster Linie für die zu erzielenden Lizenzgebühren interessieren, danach aber vielleicht auch, inwiefern damit das Franchise gestärkt würde. Im Unterschied zum US-Branchenriesen Mattel, welche die Lizenz dafür früher besaßen und die auch Klemmbausteine produzieren, ist der deutsche Hersteller Bluebrixx hauptsächlich auf dem mitteleuropäischen Markt präsent und hat auch nur begrenzte Ressourcen für Lizenzkosten, zumal für eine Universal-Lizenz.
Zudem wurden Star Trek Lizenzen bislang nicht unbedingt exklusiv vergeben – denn auch der Spielzeughersteller Playmobil und der Modellbau-Produzent Revell besitzen bzw. besaßen ja eine. Die Theorie, dass Lego Bluebrixx also die komplette Lizenz „weggeschnappt“ hätte, ist hauptsächlich relevant für jemandem, der sich auf die direkte Konkurrenz der Steinchen-Hersteller fokussiert – das sind hauptsächlich Klemmbaustein-Puristen.
Nützlicher ist vielleicht bei dieser Sache, sich den Lizenznehmer BlueBrixx genauer zu betrachten: BlueBrixx zeigte sich bislang bei Werbung recht clever und sich als David gegen Goliath zu präsentieren, ist werbetechnisch raffiniert, besonders in sozialen Netzwerken.
Man kann sich durchaus fragen, inwiefern BlueBrixx die Star Trek Lizenz überhaupt noch gebraucht hätte im Jahr 2025. Im Unterschied zu Star Wars ist die Star Trek Fanbase eher älteren Semestern zuzurechnen und auf diese beschränkt. Es gibt also nur begrenzt Kunden für Sets. In Deutschland sind die Trekkies weiterhin sehr aktiv, aber bei weitem nicht so zahlungswillig wie die StarWars Fanbase. Sehr viele Trekkies interessieren sich auch gar nicht für Klemmbausteine.
Zudem, wie auch Andres Lehmann auf Zusammengebaut.com feststellt, sind Star Trek Fans generell noch etwas toxischer als StarWars-Fans, wenn es um die Lore und die Kritik neuer Serien angeht. Wann immer ein neues Modell in einer Serie erscheint, wird damit ein Teil der Fans unglücklich sein und protestieren. Das schmälert aus Herstellersicht die mögliche Gewinnmarge enorm. Bluebrixx hat, abgesehen von der sehr umstrittenen Discovery und der bei Fans beliebten, aber sehr nerdigen Lowerdecks-Serie, bereits die größte Gruppe der Star Trek Fans mit Modellen beglückt (es waren über 70 verschiedene Sets), damit ist der Markt erst mal gesättigt. Aus Sicht von BlueBrixx ist es daher nicht unbedingt von Nachteil, wenn die Lizenz nun ausläuft, zudem die offizielle Ankündigung des Lizenzverlusts zu einem Last-Minute-Run auf die Lagerbestände geführt hat, was gerade im Weihnachtsgeschäft geradezu ein Genie-Streich war. In wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten konnte BlueBrixx so seine Lagerbestände leeren und seine Produktion abverkaufen. Und mal abgesehen von Lego-Puristen hat nun eigentlich jeder deutsche Klemmbaustein-Fan, der Star Trek Modelle wollte und nicht nur auf Lego fixiert ist, nun welche zuhause stehen. Das bedeutet: Wer auch immer die Lizenz übernimmt, wird damit zu kämpfen haben, dass der Markt nun erst einmal gesättigt ist, denn anders als Star Wars ist Star Trek kein Kinder- und Jugendphänomen und somit viel begrenzter bei der Kundengruppe. Was hätte also Lego von der Star Trek Lizenz?
Sicher: Bluebrixx konnte zumindest in Deutschland mit seinen Star Trek Modellen bedeutende Achtungserfolge erzielen. Immerhin schaffte es Bluebrixx im November 2024 sogar bei einer großen Umfrage des renommierten Gaming-Magazins „Gamestar“ auf Platz 1 bei der Publikumsgunst, noch vor Lego. Ob das dem dänischen Weltkonzern aber tatsächlich so weh tat, dass sie sich nun damit gerächt hätten, BlueBrixx die Lizenz „wegzuschnappen“, sei dahingestellt. Das alles war ein deutschlandbeschränktes Nerd-Phänomen, nichts, was die Welt oder die Wirtschaftlichkeit eines Weltkonzerns tangieren könnte. Viel gefährlicher sind für Lego die asiatischen Großkonzerne, die Konkurrenz aus China. Wo Lego allerdings in der Vergangenheit recht wenig Toleranz zeigte, stattdessen eine deutliche Empfindlichkeit, das waren eher die Minifiguren, deren Designrechte der dänische Großkonzern mit allen Mitteln zu schützen bereit ist. Sollte sich also Lego tatsächlich eingemischt haben, dann wohl eher, um zu vermeiden, dass die Bluebrixx-Minifiguren größere Bekanntheit erreichen. (Mir persönlich gefallen die übrigens nicht sonderlich, also insofern sehe ich sie nicht als Gefahr für die kultigen Lego-Figuren.)
Letztlich kann das Bluebrixx aber eigentlich auch egal sein, da sich der deutsche Konzern inzwischen als lokale Alternative auf dem Spielzeugmarkt etabliert hat. Wer sich in Deutschland für Klemmbausteine interessiert, kennt jetzt auch die Firma BlueBrixx. Es ist natürlich für Trekkies schmerzlich, wenn es nun erst mal keine Jean-Luc-Picard Figur zu kaufen geben wird. Aber ehrlich gesagt: Ein echter Fan kann sich auch selbst eine bauen, es gibt genügend Minifigurenteile am Markt und es gibt auch Farbstifte. Jemand, der bislang ganze Nachmittage aufwendig Revell-Modelle koloriert hat, mit Acrylfarben, der kann das auch mit Legofiguren tun oder eben anderen. Das wird den dänischen Großkonzern auch nicht wirklich interessieren, solange man diese Figuren dann nicht verkauft oder sich damit gegen Lego positioniert.
Tatsächlich gibt die Abgabe der Star Trek Lizenz Bluebrixx nun tatsächlich sogar Freiheiten zurück: Man kann das eingesparte Budget nehmen und sich auf die vielen anderen Serien konzentrieren, vor allem die Mittelalterserien, die Eisenbahn und neuerdings Piraten und Westerndioramen. Hier gibt es auch noch genügend kaufkräftige Kundschaft und den deutschen Mittelalter- oder Eisenbahnfans dürfte es auch egal sein, ob eine Wikingerhalle oder der Bahnhof irgendeine Lizenz hat oder nicht. Die Kundschaft von Bluebrixx interessiert sich in der Regel eher für die Modelle als für Lizenzen. BlueBrixx stellt daher gewöhnlich sehr viele kleine Serien auf, die dann eine begrenzte Kundschaft rundum bedienen. Das Produktportfolio wird dadurch scheinbar sehr viel umfassender, aber wenn der Markt gesättigt ist, werden die Modelle wieder abgesetzt.
Deshalb stimme ich dann Andres Lehmann von Zusammengebaut.com auch dahingehend zu, dass eine Lego-Lizenz, sollte es sie dann tatsächlich geben, Star Trek Nerds eher vergleichsweise enttäuschen dürfte. Ein so breites Sortiment wie bei Bluebrixx dürfte es bei Lego ganz sicher nicht mehr geben, wenn überhaupt, hauptsächlich wohl wieder nur – wie seinerzeit bei Mattel oder Playmobil – als einigermaßen kaufkräftiges Produkt die beliebteste Enterprise (original oder D), vielleicht auch ein paar wenige Lego-Ideas Modelle, wie z. B. einen Borg-Kubus.
Bastler, baut es euch einfach wieder selbst!
Aber ist das jetzt überhaupt so relevant? Bei alledem darf man ja auch nicht vergessen, dass der größte Vorteil von Klemmbausteinen ist, dass sich jeder seine eigenen Wünsche selber zusammenbauen kann, solange es nur genug Bausteine dafür gibt. Star Trek Modelle als Lego-Mocs gibt es wirklich schon sehr lange, es gab sie auch schon lange vor BlueBrixx – und Modellbauanleitungen gibt es im Internet auch zuhauf. Alles was es sonst noch braucht, sind Bausteine, Zeit und Kreativität. Das ist ja genau die Grundidee von Anfang an gewesen: Lego bedeutet „Spiel gut!“ (Dänisch: „leg godt“) – und letztlich kommt es – bei Kindern wie bei Erwachsenen – darauf an, ob man genau das kann: gut spielen. Ich bräuchte daher selbst als Purist kein offizielles, fertiges Lego-Star-Trek-Kaufprodukt, wenn ich ein echtes Lego-Modell haben will, sondern nur eben Lego-Steine und Fantasie!
Lizenzen dagegen mögen für Wirtschaftkonzerne, Rechtehändler und Anwälte wichtig sein, aber nicht für gutes Spielen. Und wer übrigens immer nur ein fertiges Modell haben will, dass man kaufen und einfach schnell zusammenbauen kann, der hat eigentlich das Konzept von Spielzeug und Klemmbausteinen, besonders auch Lego-Steinen nicht verstanden: Man baut es selbst!
Hinterlasse jetzt einen Kommentar